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Helmut Echternach in "Amt und Ordination" aus: Mitteilungsblatt der Ev.-Ökum. Vereinigung (Nr. 76-79) 1970/71 + + + Die "Kommunität St. Michael" hält sich an das Wort des Apostels Paulus, der an Timotheus schrieb:
Denn auch wenn jeder Christ in seiner eigenen Gemeinde verwurzelt ist, sollte er anerkennen, daß christlicher Glauben auch in anderen Gemeinden beheimatet ist und daß Gott auch in und durch andere Gemeinden wirkt. Viele Christen sehnen sich in unserer säkularisierten Gesellschaft nach Erfahrungen ihrer Verbundenheit im Glauben. Sie drängen auf Überwindung der trennenden Konfessionsgrenzen, ohne das eigene Erbe aufgeben zu müssen. Gemeinsam möchten sie den Weg des Glaubens gehen. Durch ehrlichen und liebevollen Austausch suchen sie den Reichtum der anderen Tradition und auch die eigenen Wurzeln besser zu verstehen. Es gibt leider in manchen christlichen Kreisen Anzeichen für eine "Profilneurose". Diese äußert sich darin, die eigene Existenz dadurch zu rechtfertigen, daß man sich grundsätzlich gegen alle andere Christen abgrenzt und "auf alles schießt, was nicht mit im eigenen Bunker sitzt". So etwas ist der "Kommunität St. Michael" völlig fremd.
Für uns ist sind Frömmigkeitsformen, die auch in anderen
Gemeinden gepflegt werden, nicht von vornherein tabu - selbst wenn sie in der Heiligen Schrift nicht
ausdrücklich geboten ist. Von den Dingen,
die in der Heiligen Schrift nicht ausdrücklich verboten sind
und sich in der Geschichte christlicher Frömmigkeit bewährt haben, nehmen wir gern einige an. Das erlaubt uns
eine große Weite in der Gestaltung des geistlichen Lebens des Einzelnen und der
Gemeinschaft. Wenn also zum Beispiel bei uns in "St. Michael" Wahrheiten zur Sprache kommen, die ein evangelischer Christ für gewöhnlich nur in ihrer römisch-katholischen Verwirklichung kennt, so mag das als ein Hinweis darauf verstanden werden, wie sehr das Wort Gottes heute die getrennten Christen zueinander weist. Wir vertreten gewisse Wahrheiten gewiß nicht, weil sie "römisch", wohl aber, weil sie göttlich, weil sie apostolisch, weil sie bibelgemäß und weil sie allgemein-christlich sind.
Wir überlassen es getrost Gott, was solche biblischen und evangelischen Entdeckungen allgemein-christlicher Wahrheiten bedeuten können für die Wiedergewinnung der sichtbaren Einheit der Kirche.
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