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Wir erblicken in dem Kampfe Michaels mit dem
Drachen, wie er uns im 12. Kapitel der
Offenbarung St. Johannis geschildert ist, eine bis ins Personhafte
verdichtete Gestaltwerdung des einen großen Kampfes, der durch die Welt geht:
des Kampfes zwischen Gehorsam und Auflehnung, zwischen Gottesreich und Reich
der Finsternis. Dieser Kampf spielt sich nicht bloß auf der Ebene ab, auf der
wir Menschen zu kämpfen haben, innerhalb unseres irdischen und bewußten
Lebens, vielmehr sind die menschlichen und geschichtlichen Kämpfe auf der Erde
darum so ernst und gefährlich, weil bei ihnen noch andere Mächte im Spiele
sind, die wir nicht sehen. Das Bedrohliche an ihnen ist, daß ihr Machtanspruch
den alleinigen Herrschaftsanspruch Gottes gefährden möchte. ...
An diese Alleinherrschaft Gottes, an Seinen
Anspruch auf Gehorsam, an seine Unvergleichlichkeit gemahnt der Name Michael:
"Mi-ka-el?" "Quis sicut Deus?" "Wer ist wie Gott?" Der Kampf Michaels wider
den Drachen ist der Kampf um Gottes Herrschaft. Auch Michael und seine Engel
sind mächtige Geistwesen. In ihnen schauen wir, als in einem Bilde, die
gewaltigen Kräfte, welche Gott zu Gebote stehen und welche Gott seinem Sohne
dienstbar gemacht hat, "da Er Ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu
seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und
alles, was genannt mag werden nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der
zukünftigen" (Eph. 1, 20-21). Diesen umfassenden Christussieg besingt das
Michaelslied im 12. Kapitel der Offenbarung. Der Michaelssieg über den Drachen
ist nichts anderes als der Ostersieg Christi, der mit den Worten verkündigt
wird: "Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes worden und
die Macht seines Christus."
In der himmlischen Welt ist der Sieg über
die widergöttlichen Mächte errungen. Auf Erden aber geht der Kampf weiter:
"Weh denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu
euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat." Damit
ist die Kirche mitten in den Kampf gestellt. Gerade weil sie der Ort
göttlichen Geschehens in der Welt ist, darum ist sie bedroht durch Angriffe
von außen, durch Anfechtungen von innen. ...
Die Kirche weiß, daß sie solchen Kampf aus eigener Kraft nicht bestehen kann.
Deshalb bittet sie Gott um den Beistand Seiner heiligen Engel. Damit meinen
wir die starken und bewahrenden Mächte, welche uns raten und beistehen, wo wir
für Gottes Sache zu kämpfen haben. Die Kämpfer Gottes, die Propheten und
Apostel haben zu allen Zeiten erfahren, daß vor ihnen Hindernisse aus dem Weg
geräumt, Widerstände zerbrochen und ihnen wunderbare Tröstungen zuteil wurden.
Ohne Beistand solcher gütigen und stärkenden Kräfte, die Gott sendet, wären
auch wir längst verloren. Denn es sind starke und feindselige Mächte, welche
uns "den Namen Gottes nicht heiligen und Sein Reich nicht kommen lassen
wollen". Darum lassen wir uns durch die Gestalt Michaels, welche die Heilige
Schrift selber uns vor Augen stellt, aufrufen zur Wachsamkeit gegenüber allem,
was uns untüchtig machen kann für den Kampf, in den wir mit unserer Kirche
gestellt sind. Wir lassen uns insbesondere in der Zeit, die dem Michaelisfeste
folgt, an die geistlichen Waffen erinnern, die uns gegeben sind: Wort Gottes,
Sakrament, Fasten und Gebet. Das göttliche Wort hilft uns, daß wir durch allen
vordergründigen Schein durchschauen auf das Echte und das Wirkliche, welches
Bestand hat. Das Wort Gottes scheidet die Geister, es scheidet den Anspruch
Gottes von allen irdischen Ansprüchen. im Sakrament lassen wir uns stärken mit
der himmlischen Speise, damit wir nicht verschmachten auf dem Wege, sondern
getrost unsere Reise durch die "Wüste" fortsetzen bis zu dem Ziele, zu dem wir
gerufen sind. ...
Darum lassen wir uns rufen zu der Gemeinsamkeit des Michaelskampfes, welcher
der Kirche als ganzer aufgegeben ist. Das ist der Kampf wider die Mächte des
Säkulums, welche göttliche Ordnungen in menschliche Ordnungen verwandeln,
irdische Einrichtungen und menschliche Personen vergötzen, der göttlichen
Wahrheit ihr Geheimnis rauben und sie in Wahrheiten der menschlichen Vernunft
umbiegen möchten. In diesem Kampf, in dem es allein um die Ehre Gottes geht,
sind alle Kirchen gemeinsam gefordert und erkennen einander auf dem Kampfplatz
der Welt als zugehörig zu der "Einen heiligen christlichen Kirche". ...
Spieker
Früher war das Michaelisfest ein großes Fest im
Kirchenjahr, heute ist es vielfach in Vergessenheit geraten:
In einer Zeit, in
der man die Flüsse begradigte, meinte man, es sei auch für den christlichen
Glauben gut, ihn von allem scheinbar unnötigen Beiwerk zu reinigen. So sind nun
gleichermaßen manche unserer Landschaften, aber auch der Glaube vieler Christen
verödet.
Solche „Begradigungen“ in der Natur rächen sich früher oder später.
Hochwasser entstehen: Das Wasser verläßt die Bahnen des neu "geordneten" Flußbettes,
zerstört Häuser und Straßen und tötet Menschen.
Aber nicht nur in der Natur,
sondern auch in der Theologie rächen sich "Begradigungen" mitunter. Die
„Begradigungen“ in der Theologie zum Thema
„Engel“ führte unter anderem auch dazu, daß die
religiöse Folklore zum Teil aus den Bahnen geriet, daß Okkultisten, Esoteriker
und Anthroposophen sich des Engel-Themas annahmen, Glauben zerstörten und Seelen
mordeten.
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Der
Erzengel Michael
ist der
Fürst der himmlischen Heerscharen. Als Anführer der guten Engel bestand er den
Kampf gegen Luzifer und dessen Anhang. Er ist zum Beschützer des
auserwählten Volkes bestellt (Dan 10,13 und 12,1) und wird auch vom Gottesvolk
des Neuen Bundes als Schirmherr verehrt. Die Kirche und ihre Gläubigen ruft ihn
besonders in den Kämpfen mit den Feinden Christi an. Er ist Führer und Vorbild
der Streiter Christi. Der Name Michael bedeutet "Wer ist wie Gott?" Sein Fest
möge uns zum Eifer für Gottes Sache, zum tapferen
Kriegsdienst für
Gott, ermutigen.
Die Verehrung des Erzengels ist in der Kirche
uralt. Der 29. September ist der Jahrestag der Weihe der St.Michaelskirche an
der Via Salaria in Rom. Neben diesem Tag wurde früher auch noch der 8. Mai als
Michaelstag gefeiert. Es ist der Jahrestag seiner Erscheinung auf dem Monte
Gargano im Süden Italiens im Jahre 492 n. Chr..
Die liturgische Farbe "weiß" weist den
Michaelstag als Christusfest aus.
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