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2. Die auserwählten Engel Gottes
1. Einleitung1.1. Das neue InteresseKaum eine neuere Ausführung zu Engeln verzichtet zu Beginn auf den Hinweis, daß Engel in unseren Tagen wieder „in“ sind. Sie stehen wieder im allgemeinen Interesse. Kunstgeschichte, Volksfrömmigkeit und Hollywood hinterlassen in vielen Zeitgenossen eine krude Mixtur aus Vorstellungen über die himmlischen Wesen. Vor einigen Jahrzehnten war das in der Theologie noch anders. Die unsichtbare Welt, die für die Menschen in früheren Zeiten noch eine Realität war, entschwand im Gefolge der Aufklärung mehr und mehr ins Wesenlose. Rationalismus und Materialismus, die nur gelten lassen, was man zählen, messen und berechnen kann, wurden zum beherrschenden Daseinsverständnis. Engelglauben wurde "unzeitgemäß". Auch manche christlichen Theologen wollten sich dem nicht entziehen. Das 19. und 20. Jahrhundert wußten zu den Engeln oft praktisch nichts mehr zu sagen. "In einer Zeit, in der man die Flüsse begradigte, meinte man, es sei auch für den christlichen Glauben gut, ihn von allem scheinbar unnötigen Beiwerk zu reinigen. So sind gleichermaßen manche unserer Landschaften, aber auch der Glaube vieler Christen verödet."[1] Solche „Begradigungen“ in der Natur rächen sich meistens früher oder später. Hochwasser entstehen. Das Wasser verläßt die geordneten Bahnen des Flußbettes, zerstört Häuser und Straßen und tötet Menschen. Aber nicht nur in der Natur, sondern auch in der Theologie rächen sich Begradigungen mitunter. Die „Begradigungen“ in der Theologie zum Thema „Engel“ führte einerseits dazu, daß die religiöse Folklore zum Teil aus den Bahnen geriet, andererseits dazu, daß Okkultisten, Esoteriker und Anthroposophen sich des Engel-Themas annahmen, Glauben zerstörten und Seelen mordeten.
1.2. Die Fülle des biblischen MaterialsSucht man das Wort „Engel“ in der Lutherübersetzung (inklusive der sogenannten Apokryphen), wird man ca. dreihundert Mal fündig. Dazu kommen noch die vielen anderen Stellen, in denen von Engel die Rede ist, gleichwohl unter anderer Bezeichnung. Schon diese rein statistische Übersicht zeigt zwei Dinge:
1.3. Die Scheidung unter den GeisternAuch von allen Engeln, die ja durchweg Geschöpfe Gottes sind, galt ursprünglich das Wort:
Man kann der Hl. Schrift jedoch entnehmen, daß ein Teil der Engel seinen Stand nicht bewahrte, sondern durch eigene Schuld böse wurden und von Gott abfielen. Dieser Sturz wird angedeutet in Hes 28,12-19 und Jes 14,12ff. Daß es sündige und gefallene Engel gibt, geht aus 2 Petr 2,4 und Jud 6 hervor. Da Satan und die Dämonen Gegenstand spezieller Referate auf unserer Theologischen Tagung sind, soll jedoch hier nicht weiter auf sie eingegangen werden.
2. Die auserwählten Engel Gottes2.1. Die Geschöpflichkeit der EngelDurchweg werden die Engel in der Hl. Schrift als Geschöpfe des Gottes dargestellt, „der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.“
Wann im Sechstagewerk die Engel erschaffen wurden, wissen wir nicht. Sie wurden gewiß nicht vor der Welt erschaffen, da im Anfang nur Gott[4] war, aber auch nicht nach der Welt, da Gott nach der Erschaffung der Welt zu schaffen aufhörte[5]. Vielleicht kann man aus Hiob 38,7 schließen, daß sie vor der sichtbaren erschaffen wurden, denn dort wird vom Lob der Engel bei der Grundlegung der materiellen Welt gesprochen. Die Macht der Engel ist sehr groß[6], größer als die der Menschen[7]. Die guten Engel erscheinen in der Schrift als Beschützer der Menschen[8], die bösen als solche, die die Ungläubigen im Reich des Teufels gefangen halten[9]. Da die Macht der Engel wie alles andere auch jederzeit der Macht Gottes unterworfen bleibt, kann man in der Kraft Gottes und mit dem Wort Gottes den Angriffen der bösen Geister widerstehen. Zwar kann nach Ps 78,18 allein Gott Wunder tun, doch können die bösen Geister unter Gottes Zulassung Dinge tun, die den Menschen als Wunder erscheinen. Besonders dem gemäß der Wirksamkeit des Satans erscheinenden Anti-Christus wird in der Schrift zugeschrieben, „mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern“ aufzutreten. Die Engel erkennen an der Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes (Eph 3,10), sind jedoch nicht allwissend.[10] Über die Intelligenz des Teufels ist viel nachgedacht worden. In der Schrift wird ihm einerseits große List zugeschrieben[11] andererseits auch Torheit, denn er betreibt Jesu Tod und wird gerade dadurch aus seinem Reich geworfen.[12] Die Hl. Schrift schreibt den Engeln auch Gefühle zu. Sie jubelten bei der Schöpfung[13] und es ist „Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut“[14] – vermutlich aus staunender Freude. Die, welche bei der Schöpfung jubelten, tun es auch, wenn ein Mensch eine neue Schöpfung[15] wird. Auch den bösen Engeln sind Gefühle nicht fremd: Satan „wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“[16]. Auch die Dämonen glauben, daß nur einer Gott ist – und zittern – vermutlich aus Angst.[17] 2.2 Name der EngelDie Name „Engel“ ist nicht eine Bezeichnung ihrer Natur, sondern ihrer Aufgabe. Daß die Bezeichnung „Engel“ ein Amtsname ist, geht auch daraus hervor, daß in der Hl. Schrift auch Menschen „Engel“ genannt werden.[18] 2.3. Natur der EngelEine Bezeichnung der Natur der Engel haben wir in dem Wort „Geist“, mit dem sie in der Hl. Schrift bezeichnet werden können.[19] Paulus stellt die gefallenen Engel, die „bösen Geister unter dem Himmel“, ausdrücklich „Fleisch und Blut“ gegenüber.[20] Die meisten Lehrer der Kirche gehen demnach davon aus, daß die Natur der Engel rein geistig ist und frei von aller Stofflichkeit. Erschienen die an sich leiblosen Engel bei bestimmten Gelegenheiten den Menschen[21], dann waren dies wohl nur zeitweilig angenommene Gestalten. Während einerseits berichtet wird, daß Engel gegessen und getrunken haben[22] und Ps 78,25 vom „Brot der Starken“ redet, d.h. vom „Brot der Engel“, bekennt der Engel Gabriel im apokryphen Buch Tobias:
Zur Behandlung der Frage nach der „Stofflichkeit“ der Engel gehört wohl auch die Auslegung von Gen 6,1-4, wo von den Ehen zwischen Gottessöhnen und Menschentöchtern die Rede ist. Die meisten Ausleger sehen hier Ehen zwischen Geistwesen und Menschen, weil die in V. 2 und 4 genannten männlichen Partner als „Gottessöhne“ bezeichnet werden, eine Benennung, die in anderen Bibelstellen für himmlische Wesen verwendet wird.[24] Andere sehen hier nicht Ehen zwischen Geist-Engeln und Menschen-Frauen. Die in Gen 6 gemeinten Gottessöhne seien demnach fromme Männer, die unfromme Frauen nehmen. Die gottlose Linie der Kainnachkommen und die fromme Linie der Seth-Nachkommen habe sich hier vermischt. „Der faule Apfel habe den guten angesteckt“ und Gottes Strafgericht heraufbeschworen. Gegen die Deutung von Engelehen wird geltend gemacht, daß im AT auch Menschen als Kinder Gottes bezeichnet werden können[25] und hier von echten Ehen die Rede ist nur nicht nur gelegentlichen sexuellen Kontakten. Denn die Formulierung „sie nahmen sich Frauen“ (V.2) deutet auf eine dauernde eheliche Gemeinschaft hin, während der eheliche oder außerehelicher Verkehr mit dem Verb „eingehen zu“ (V. 4) bezeichnet wird. In Mt 22 par. sage Jesus allerdings, daß Engel nicht heiraten würden. In Jud 6ff. wird nicht den Engeln Unzucht vorgeworfen, sondern den um Sodom und Gomorra liegenden Städten. Da es in Gen 6 zudem um Ehen gehen würde, würde der Vorwurf der Unzucht hier nicht zutreffend sein. Eine ausführliche Wertung aller Argumente zu Gen 6 soll hier nicht erfolgen. Die alte Kirche nahm in Gen 6 jedenfalls zumeist dämonische Geistwesen an. Vielleicht gilt die Aussage Jesu über das Nichtheiraten von Engeln nur für die „guten“ Engel? Vielleicht sind die Gottessöhne von Gen 6 ja doch pervertierte Geistwesen, „die ihren Herrschaftsbereich nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben“. In diesem Fall könnte man auch diese unnatürlichen Beziehungen zwischen Menschen und Geistwesen als Unzucht bezeichnen, selbst wenn sie „dauerhaft und eheähnlich“ waren. Auch die widernatürliche Beziehung zweier gleichgeschlechtlicher Menschen hört ja nicht auf Unzucht zu sein, bloß weil der ein gottvergessener Staat solches juristisch legitimiert, indem er solche Beziehungen der Ehe gleichstellt und eine gottvergessene Kirche ihren „Segen“ dazu gibt. In jedem Fall schreibt die Schrift den immateriellen Engeln die Fähigkeit zu, auf Körper einwirken zu können.[26] Auch die immaterielle Seele wirkt ja auf den materiellen menschlichen Geist ein. 2.4. Zahl und Ordnung der Engel
Gott kennt ihre Zahl gewiß, wir Menschen nicht. Jedenfalls ist die Zahl der Engel sehr groß[28]: „Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende“. Da Engel unsterblich sind[29] und sich nicht durch Fortpflanzung[30] vermehren, muß angenommen werden, daß die Zahl der Engel unveränderlich bleibt. Daß es Abstufungen und Ordnungen unter den Engeln gibt, geht aus den verschiedenen Namen hervor, die ihnen in der Hl. Schrift beigelegt werden. Auch unter den bösen Geistern gibt es Über- und Unterordnung.[31] Doch ebensowenig, wie uns über die genaue Zahl der Engel in der Schrift etwas gesagt wird, gibt es dort genaue Auskunft über die Ordnungen der Engel. Bei der Nennung der Engelordnungen wird in der Schrift gelegentlich die Reihenfolge geändert[32]. Die Ordnung der sogenannten neun Engelchöre und ihre Unterabteilungen sind daher für uns ungewiß. 2.4.1. Die sogenannten Engelchöre Ungewiß ist die nach Dan 7,10 erfolgte Einteilung in „Boten Gottes“[33] und „Thronassistenten“[34]. Die Hl. Schrift bezeugt, daß sich Assistieren und Dienen keineswegs ausschließen.[35] Es ist Aufgabe dieser Ausführungen, biblische Aussagen zu den Engeln vorzutragen. Daher wird hier nur kurz über die seit Pseudo-Dionysios verbreitete Meinung dazu informiert. Es werden unterschieden neun Chöre, bestehend aus dreimal drei: denn die Engel spiegeln ja Gott, ihren Schöpfer wider. So sind auch die je drei Chöre ein Bild der heiligsten Dreifaltigkeit. Zu den Thron-Assistenten zählt man die oberen sechs Chöre, zu den „Dienern“ die drei unteren:
Noch einmal sei allerdings gesagt, daß die Ordnung der sogenannten neun Engelchöre und ihre Unterabteilungen für uns ungewiß sind. 2.5. Der Engel des HerrnImmer wieder begegnet man im AT dem „Engel des Herrn“. Er ist ein himmlisches Wesen, dem der Herr einen bestimmten Auftrag gibt, hinter dem die Gestalt des Engels selbst völlig zurücktritt. Gelegentlich kann nicht zwischen Jahwe und seinem Engel unterschieden werden. Wer ist der Engel des Herrn? Diese Person wird immer von den anderen Engeln unterschieden und in seiner Einzigartigkeit herausgestellt. In fast jeder Schriftstelle, in der diese Person erwähnt wird, wird von ihr sowohl als Engel JHWHs als auch als JHWH gesprochen. Zum Beispiel bezieht sich Gen 16,7 auf den Engel JHWHs, während dann in Vers 13 JHWH selbst redet. In Gen 22,11 ist es der Engel JHWHs und in Vers 12 JHWH selbst. Weitere Beispiele könnten angeführt werden. Eine sehr aufschlußreiche Stelle findet sich in Ex 23,20-23. Dieser Engel hat dort die Macht, Sünden zu vergeben, denn Gottes eigener Name JHWH ist in ihm, und deshalb ist ihm ohne Widerspruch Gehorsam zu leisten. Das kann kaum von einem gewöhnlichen Engel gesagt werden. Denn allein bereits die Tatsache, daß Gottes eigener Name in diesem Engel ist, zeigt seinen göttlichen Status. Gemäß dem Neuen Testament hat niemals jemand Gott, den Vater, gesehen oder gehört.[47] Wenn kein Mensch, einschließlich der Menschen des Alten Testamentes, Gott je gesehen oder gehört hat - wen haben die Heiligen des Alten Testamentes dann gesehen oder gehört? Ich halte dafür, daß, wenn im AT mit „Engel des Herrn“ Gott gemeint ist, Gott der Sohn gemeint sei. Wenn auch kein Mensch je Gott in Seiner Herrlichkeit gesehen hat: „der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“[48] Kein Mensch kann Gott anders sehen als im Sohn; wer aber den Sohn gesehen hat, hat Gott gesehen. [49] Von der Erscheinung des Herrn, die in Jes 6 berichtet wird, schreibt Johannes darum in seinem Evangelium, daß es der Sohn war, der Jesaja erschien: „Das hat Jesaja gesagt, weil er seine (nämlich Jesu) Herrlichkeit sah und redete von ihm.“[50] Wenn also im AT der Gott selbst erschien ggf. auch als „Engel des Herrn“, dann erschien der Sohn (angelus increatus). Auf die Frage, wann im AT unter dem Engel des HERRN der HERR selbst zu verstehen ist, antwortet der lutherische Dogmatiker Gerhard: „Sooft ihm entweder der Name Jehovah oder goettliche Werke oder goettliche Anbetung zugeschrieben werden.“[51] Niemand hat Gott jemals gesehen. Sogar von den Seraphim heißt es, daß sie mit zwei Flügeln ihr Angesicht bedecken. Andererseits ist hier aber jenes Wort Jesu zu hören, nach dem die Engel der „Kleinen“ in den Himmeln allezeit das Angesicht Seines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.[52] Vielleicht ist dieser scheinbare Widerspruch so aufzulösen, daß ein Unterschied gemacht wird zwischen dem Anschauen Gottes in der himmlischen Herrlichkeit und Erscheinungen Gottes, der sich in dieser gefallenen Welt Menschen[53] offenbart. 2.6. Die Verrichtungen der EngelEngel sind Diener! Ein häufiger Name Gottes im AT ist " HERR der Heerscharen" (HERR Zebaoth). Die himmlischen Heerscharen dienen Gott in vollkommener Hingabe und Verehrung.
Die Gott treu gebliebenen Engel sind aber nicht nur Diener Gottes, sondern auch Diener von Menschen. In Hebr 1,14 werden die Engel "leiturgika pneumata eis diakonian apostellomena dia tous mellontas kleronomein soterian": „liturgische“ Geister, die ausgesandt werden zu „diakonischen“ Aufgaben an denen, die das Heil ererben sollen. Doch nicht nur Liturgen und Diener sind sie, sondern bekanntermaßen auch Verkündiger.Engel verrichten demnach liturgische, diakonische und kerygmatische Aufgaben. 2.6.1. Engel als LiturgenGemäß der Hl. Schrift[55] dienen Engel Gott im himmlischen Gottesdienst. Unser irdischer Gottesdienst ist nur ein schwacher Abglanz dessen, was in der unsichtbaren Welt unablässig zur Verherrlichung der göttlichen Majestät geschieht. Die Engel sind zuerst himmlische Liturgen, die Altardiener vor dem himmlischen Thron und vor dem ewigen Hohenpriester Jesus Christus. Gleichzeitig stellen sie eine Verbindung zwischen dieser himmlischen Verherrlichung Gottes und dem irdischen Gebet der Kirche her: sie bringen die Gebete der Heiligen vor Gott.[56] Daraus zog die Alte Kirche den Schluß, daß beim liturgischen Handeln der Kirche immer auch Engel anwesend sind, die eine Brücke zum Himmel schlagen. Johannes Chrysostomos sagt:
Der hl. Ambrosius mahnt:
Der Ansicht, daß im Gottesdienst der Kirche auch Engel zugegen sind, ist wohl auch der Apostel Paulus gewesen, als er in 1 Kor 11,10 schrieb, daß „die Frau eine Macht auf dem Haupt haben (soll) um der Engel willen.“ Wo Christus ist, ist Gott. Wo Gott ist, sind Engel zugegen. Die Messe ist der Himmel auf Erden, weit mehr als bloß eine Gemeindeversammlung oder ein schönes Gemeinschaftserlebnis. Sie sprengt Raum und Zeit. Von jeder Hl. Messe gilt das Wort aus dem Hebräerbrief:
Nur kurz soll hier die Fürbitte der Engel erwähnt werden, die jedoch für die Frage nach der „Verehrung“ der Engel wichtig ist. Von solcher Fürbitte berichtet die Hl. Schrift in Sach 1,12 und Hiob 33,23. 2.6.2. Engel als Verkündiger
Im Alten und im Neuen Testament richten sie Botschaften aus.[60] 2.6.2.1. Engel als Vollstrecker göttlicher Gerichte „Gott redet Dinge“ soll Luther einmal gesagt haben.[65] So läßt Gott durch Engel nicht nur Worte, sondern auch Taten aus-richten: Ein Engel des HERRN aus und schlug im Lager von Assur 185 000 Mann“, als dieses zur Zeit des Königs Hiskia Jerusalem belagerte.[66] Ein Engel vollstreckte das Gericht über Israel, nachdem David das Volk hatte zählen lassen.[67] König Herodes Agrippa wurde von einem Engel geschlagen, als er göttliche Verehrung annahm.
2.6.3. Engel als Diener der HeiligenDenn er bietet seine Engel für dich auf, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen. Auf den Händen tragen sie dich, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.[69] Ein Engel bringt dem erschöpften Propheten Elia Stärkung.[70] Ein Engel stärkte den Herrn im Garten Gethsemane. „Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.[71] Elisa wird beschützt durch feurige Rosse und Wagen um ihn her.[72] Engel retten Hagar und ihr Kind.[73] Nach dem Sterben werden die Gläubigen von Engeln in die Glückseligkeit Gottes getragen.[74] 2.6.3.1. SchutzengelAus Mt 18,10 und Apg 12,15 kann geschlossen werden, daß jedem Menschen „sein“ Engel zugeteilt ist. Einige protestantische Lehrer haben zuweilen ein Problem damit und sagen, daß sich ein persönliche Schutzengel „nicht stringent aus der Schrift beweisen lasse“[75] Andere von ihnen legen diese Stellen so aus, Daß in Mt 18,10 und Apg 12,15 die „Geister“ der Kleinen bzw. des Petrus nach ihrem Tod gemeint seien.
Der Sinn jener Bibelstellen wäre dann folgender:
Gottes Schöpfung trennt klar zwischen Engel und Mensch. Ein Mensch kann nicht zu einem Engel-Geistwesen werden. Dagegen spricht die leibliche Auferstehungshoffnung: Wir glauben an die Auferstehung des Fleisches. Die Gläubigen werden über Engel richten[76] Vielleicht genügt auch nur der Hinweis auf die Analogie zwischen den beim Propheten Daniel erwähnten Völkerengeln und den Engeln Einzelner. Israel, Persien und Griechenland waren damals höchst lebendig und nicht gestorben. Wenn die Engel Einzelner ihr "Geist" nach ihrem Tode sein soll: Wer sind dann die Völkerengel? Auch Ps 34,8 und 91,11, aber auch Hebr 1,14 könnte man zur Widerlegung solcher o.g. Lehren anführen. Daß jeder der Kleinen seinen Engel hat, bedeutet nicht, daß sie nun von allen Schwierigkeiten erlöst würden. Gewiß bewahren Engel auch vor einzelnen Gefahren. Aber der Apostel Jakobus wurde nach Apg 12 nicht von einem Engel befreit, sondern mit dem Schwert getötet. Paßte sein Schutz-Engel da gerade nicht auf? Paulus war lange Jahre in Gefangenschaft und wurde nicht von einem Engel befreit. Hat sein Schutz-Engel da versagt? Gewiß nicht! In Hebr 11,32-40 werden jedenfalls die, die bewahrt wurden gleichberechtigt neben den Glaubenshelden genannt, die „gesteinigt, zersägt, durchs Schwert getötet worden; in Schafpelzen und Ziegenfellen umhergezogen sind und Mangel, Bedrängnis, Mißhandlung erduldet haben“. Die Aufgabe der Schutz-Engel ist vielleicht nicht immer die Bewahrung vor einzelner Unbill, sondern auf eine Bewahrung auf unser ewiges Ziel hin: durch in unseren Augen „Gutes“ und „Böses“ hindurch. 3. Engel und wir
Daß im Protestantismus vor allem im Gefolge der Aufklärung quasi der Himmel ausgeräumt wurde und er von Gott zuzusagen allein bewohnt wird, daß die Lehre der Hl. Schrift von den Engeln beiseite gesetzt wurde, diente weder der Kirche noch den Menschen zum Segen. Man soll in der Kirche nicht zu viel von Engeln reden, sonst werden sie unter der Hand zu Göttern. Aber man soll es auch nicht lassen, von ihnen zu reden, sonst wird Gott zu einer blassen, fernen Idee. 3.1. Verehrung der EngelMüssen Engel verehrt werden? Jeder rechtschaffenen Protestant wird vermutlich auf diese Frage hin ein entsetztes „Das sei ferne“ von sich geben. Der lutherische Dogmatiker Mueller schreibt gar:
In der Hl. Schrift kann man eine Verpflichtung zur Engelverehrung tatsächlich nicht finden. Auf etwas, was nicht biblisch belegt werden kann, darauf darf auch niemand zwingend verpflichtet werden. Allerdings wird in der Römisch-Katholischen Kirche die veneratio et invocatio angelorum[79] nicht vorgeschrieben, sondern lediglich empfohlen. Andererseits werden die verurteilt, die die Verehrung und Anrufung der Engel verbieten. Aber: Dürfen Engel verehrt werden? Auch hier werden freilich die meisten Evangelischen mit „Das sei ferne“ antworten. In der Regel wird dann gleich das Erste Gebot zitiert und Engel- bzw. Heiligenverehrung mit abscheulichem Götzendienst gleichgesetzt. Daß es einen Unterschied zwischen „Anbeten“ und „Verehren“ gibt, ist zumeist unbekannt oder wird – wenn bekannt – oft rundheraus bestritten. Da im Wort „Anbeten“ das Wort „Beten“ vorkommt, wird rundheraus jede Anrede an Maria, Engel oder Heilige unter die Rubrik „Anbetung“ verbucht und strikt abgelehnt. Daß das Wort „An-Betung“ ein deutsches Wort ist und nicht jedes "Gebet" (im Sinne von Anrede) auch mit dem verbunden, was in der Bibel unter Anbetung verstanden wird, wird nicht gesehen. Es gibt aber durchaus einen Unterschied zwischen proskyneo und proseuchomai.
3.1.1. Auseinandersetzung mit einer "typisch protestantischen" Meinung Eine typisch protestantisch anmutende Meinung dazu ist folgende, in der offensichtlich Anrufung und Anbetung als ein und dasselbe gesehen wird:
Von diesen drei Sätzen ist
lediglich der zweite Satz wahr, daß nämlich die Engel selbst sich jede Anbetung verbieten.
4. SchlußDaß im Protestantismus vor allem im Gefolge der Aufklärung quasi der Himmel ausgeräumt wurde und er von Gott zuzusagen allein bewohnt wird, daß die Lehre der Hl. Schrift von den Engeln beiseite gesetzt wurde, diente weder der Kirche noch den Menschen zum Segen. Doch besteht das Christentum andererseits nicht im Wissen um Engel und ihrer Wohnplätze und Rangordnungen, sondern im Glaubensgehorsam dem Evangelium gegenüber. Der Hl. Ignatius schrieb im Brief an die Trallianer:
Nicht Engel-Erkenntnis über das uns gesetzte Maß sollen wir erstreben sondern wie Paulus sprechen:
Matthias Niche [1] St. Ansgar-Messe [2] Gen 1,31 [3] Eph 1,16 [4] Joh 1,1-3 [5] Gen 2,2 [6] Ps 103,20; [7] 2 Petr 2,11 [8] Ps 91,11ff [9] Lk 11,21f. [10] 1 Kön 8,39; 1 Kor 2,11; t 24,36; Mk 13,32 [11] Gen 3,1, 2 Kor 11,3; Eph 6,11 [12] Joh 12,31; 1 Kor 2,8 [13] Hiob 38,4-7 [14] Lk 15,10 [15] 2 Kor 5,17 [16] Offb 12,17 [17] Jak 2,19 [18] Gen 32,4; Hag 1,13, Mal 2,7; Mt 11,10; Jak 2,25 [19] 1 Kön 22,21; Hebr 1,14 [20] Eph 6,12, siehe auch Lk 24,39 [21] Gen 19 [22] Gen 19,3 [23] Tob 12,19 [24] Hiob 1,6; 2,1; 38,7; Ps 29,1; 89,7 [25] Dtn 14,1, 32,5f.; Jes 1,2.4; 43,6; Hos 2,1, [26] Gen 19,16; Mt 4,5 [27] Hiob 25,3 [28] Dan 7,10; Lk 2,12; Hebr 12,22; Offb 5,11; [29] Lk 20,36 [30] Mt 22,30; Mk 12,25; Lk 20,35f. [31] Lk 11,15 [32] Jes 6,2; Gen 3,24; Kol 1,16; Eph 1,21; 3,10; Röm 8,38; Jud 9; 1 Thess 4,16 [33] Tausend mal Tausende dienten ihm [34] zehntausend mal Zehntausende standen vor ihm [35] Lk 1,19 [36] Gen 3; Offb 12; Off 20,2 [37] Hes 9,3 + 10,1-22 [38] Ps 80,2; 99,1; Jes 37,1; Hes 9,3.10,1ff; 1 Sam 4,4 u.a. [39] Es 25,18-22; 36, 8+35 + 37,7-9 [40] Es 25,18 - 22 + 26,1+31 [41] 1 Kön 6, 23.25.27-29.32.35; 7,29.36.8,6-7 [42] Mk 13,25; Eph 1,21; 1 Petr 3,22 [43] Mk 3,27 = Lk 10,19; vgl. ! Kor 15,24; 2 Thess 2,9; Offb 13,2: 17,13f [44] Dan 10,13:18-21; [45] Offb 8,2.7f.10.12; 9,1.13; 11,15 [46] Tob 12,15 [47] Joh 1,18; 5,37; 6,46; Mt 11,27; 1 Tim 6,16; 1 Joh 4,12 [48] Joh 1,18 [49] Joh 14,9 [50] Joh 12,41 [51] Loci, Dec Creat. Et Angel.,37; zitiert nach Mueller: Christliche Dogmatik, S. 248 [52] Mt 18,10 [53] 1 Tim 6,16 [54] Ps 103, 19-21 [55] zum Beispiel Jes 6 und vor allem die Offenbarung [56] Offb 8,1-3 [57] Johannes Crysostomos: sermo de resurrectione 3 [58] Expos.Ev.Lc.I,12 [59] Hebr 12, 22-24 [60] Zum Beispiel: Gen 19; Apg 8,26 [61] Apg 7,53; Gal 3,19; Hebr 2,2 [62] Lk 1,26; 2,9; 24,5ff.; Apg 1,10 [63] Mk 8,38; Mt 25,31; 1 Thess 4,16 [64] Mt 13,41; 24,31; Mk 13,27 [65] Ps 33,9 [66] 2 Kön 19,35 [67] 2 Sam 24,16 [68] Apg 12,23 [69] Ps 91,11f. [70] 1 Kön 19,5 [71] Ps 34,8 [72] 2 Kön 6,17 [73] Gen 21,17 [74] Lk 16,22 [75] Mueller: Dogmatik [76] 1 Kor 6,3 [77] Pfarrer Dr. Johannes Holdt (http://catholic-church.org/ao/ps/Angeli.html#IV.%20Epilog) [78] Dogmatik, 251 [79] Verehrung und Anrufung der Engel [80] http://www.chrischona-magazin.org/magazin/0012/engel_irrlehren.shtml
[81] Röm 1,21.
[82] Mt 4,9: falls du niederfallend mich anbetest [83] Ps 148,2; auch 103,20 [84] siehe Punkt 2.6.3. [85] Ps 74,12 [86] kultische Verehrung im Gottesdienst: zum Beispiel Festtage oder die Anrufung in der Allerheiligenlitanei bei einer Weihe [87] ad Trall. 5,2 [88] Phil 3,10f. |