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Unsere Gemeinschaft und ihr Gottesdienst

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Es tut ihn nicht gereuen, / was er vorlängst gedeut', /
Sein Kirche zu erneuen / 
in dieser fährlichn Zeit. 
Er wird herzlich anschauen /  dein' Jammer und Elend, /
dich herrlich auferbauen / durch Wort und Sakrament.
(EG 243)

... sein Kirche zu erneuen durch Wort und Sakrament ...

Wer "Wort" und "Sakrament" sagt, sagt "Gottesdienst"!
Die Zuversicht, daß daß Gott "Sein Kirch erneuen" will "in dieser fährlichn Zeit" durch Wort und Sakrament bestimmt die Gestaltung unserer Gottesdienste: Die "Kommunität St. Michael" feiert jeden Gottesdienst als Audienz bei unserem Herrn Jesus Christus, der kraft des Heiligen Geistes durch Sein Wort und Sakrament in unserer Mitte gegenwärtig ist.

Wort und Sakrament sind die zwei Erscheinungsformen desselben Herrn, der sich in der Niedrigkeit solcher irdischen Gestalten zu uns Schwachen herabneigt, daß wir uns durch sie nähren und sättigen lassen mit seinem heiligen Leben.

Spieker

Unser gottesdienstliches Tun kann Gottes Gegenwart nicht „machen“. Aber all unser gottesdienstliches Tun rechnet fest damit, daß ER SELBST gegenwärtig ist.

Die Gottesdienste in der "Kommunität St. Michael" sind dementsprechend sehr festlich gestaltet. Die äußere Form dieser Gottesdienste ist für Protestanten, die seit Generationen auf "gottesdienstliche Schmalkost" gesetzt waren und spirituell ausgehungert sind, ungewöhnlich. Liturgische Gewänder, gesungene Gebete und Lesungen, die Verwendung von Weihrauch kennen viele nicht. Schnell aber merken sie: Diese Dinge verdeutlichen lediglich:

Gott ist gegenwärtig. Lasset uns anbeten und in Ehrfurcht vor ihn treten.

Wenn wir vom heiligen Gott reden, aber nichts um uns Seine Heiligkeit, Schönheit, und  Herrlichkeit vermittelt, so wie es selbst die geringste Blume am Wege tut, dann haben wir nur zu Ohren geredet, aber nicht zu den Herzen. Menschen aller Kulturen und Zeiten haben dies begriffen.

Es geht uns letztendlich bei allem um den Realismus des Glaubens:
Die Heilstatsachen, wie sie im Neuen Testament berichtet und im Apostolischen und Nizänischen Bekenntnis bezeugt werden, waren reale historische Vorgänge in Raum und Zeit!
Die Gewißheit der Heilstatsachen läßt sich aber nur behaupten und verteidigen, wenn mit alledem die objektive Realität der Sakramente hereintritt. Denn alles hängt ineinander: die historische Wirklichkeit der Heilstatsachen, der Glaube an die Realpräsenz des wahren Leibes und Blutes Christi in, mit und unter den Gestalten des Brotes und des Weines und die Christus-Repräsentation im kirchlichen Amt.

+++

Wir bekennen uns daher zu göttlichen Inspiration der ganzen Heiligen Schrift, ihrer völligen Zuverlässigkeit und absoluten Autorität als Wort Gottes in allen Fragen der Lehre und des Lebens.

Dieser Glaube und dies Bekenntnis bestimmt die Gestaltung der Lesungen in unseren Gottesdiensten:
Die biblischen Lesungen werden in unseren Gottesdiensten nicht etwa nur vorgelesen wie x-beliebige Zeitungsmeldungen! Eine seit dem Altertum übliche Art des öffentlichen Vortrags von wirklich wichtigen Texten ist der Liturgische Rezitativ: ihr freirhythmisch-melodischer Vortrag, auch "Kantillieren" genannt.

Diese Form findet sich bis heute zum Beispiel im Synagogengottesdienst, denn im Talmud heißt es

Wer die Schrift ohne Melodie liest und ohne Sang lehrt, auf den bezieht sich der Vers der Heiligen Schrift: "Auch gab ich ihnen Gesetze, die nicht gut sind." (Meg 32a)

Die Form der Proklamation des göttlichen Wortes durch einen "Sprechgesang" sieht auch Luther in seiner "Deutschen Messe" vor und sie war zum Beispiel in den lutherischen Gemeinden Preußens üblich, bis sie vom kalvinistischen preußischen König Friedrich Wilhelm I. durch königliche Anordnungen 1736 und 1737 verboten wurde.

In der Zeit der Aufklärung ging dann zudem mehr und mehr der Glauben zurück, daß die Worte der Heiligen Schrift Wort Gottes sind. Damit entfiel überhaupt der Grund dafür, Bibeltexte durch eine gehobene Art des Vortrages hervorzuheben. Gelegentlich wurde außerdem in der Aufklärungszeit die biblischen Lesungen während des Vortrages im Gottesdienst vom Pfarrer durch improvisierte erklärende Einschübe und Paraphrasen "verschlimmbessert". Solche Einfügungen oder Umschreibungen ließen sich natürlich nur anbringen, wenn der Text vorgelesen, nicht aber, wenn er "gesungen" wurde.

Andere mögen jedenfalls die Heilige Schrift kritisieren - wir singen sie!

Meine Zunge soll singen von deinem Wort." (Ps 119,172)

In unserer Zeit Zeit der leeren, weil inflationär gebrauchten Worte, ist das Kantillieren eine gute Möglichkeit, die grundsätzliche Andersartigkeit und Würde des Wortes Gottes hervorzuheben.

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In jedem unserer Hauptgottesdienste wird - außer am Karfreitag oder Karsonnabend - das Heilige Abendmahl gefeiert. Vom Sakrament des Altars glauben und bekennen wir:

Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.
Kleiner Katechismus

Von dem Abendmahl des Herrn wird also gelehrt, daß wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftig unter der Gestalt des Brotes und Weines im Abendmahl gegenwärtig sei und da ausgeteilt und genommen werde.
Augsburger Bekenntnis Art. X.

Wir glauben und bekennen, daß Christus im Sakrament des Altars so wahrhaft gegenwärtig ist, wie Er es einst in der Krippe zu Bethlehem und am Kreuz von Golgatha war, und wie Er es sein wird bei Seiner Wiederkehr in verherrlichter Leiblichkeit.

Die Feier des Heiligen Abendmahles ist mehr als nur ein Sich-in-Erinnerung-Rufen der vergangenen Heilstaten Gottes und des Kreuzesopfers Jesu Christi. Zwar ist das Abendmahl kein zusätzliches Opfer neben dem Opfer von Golgatha oder gar dessen "Wiederholung", aber doch die das allgenugsame und unwiederholbare Kreuzesopfer Jesu Christi vergegenwärtigende Feier.


 

Frage:
Ist nur der Gottesdienst wichtig?

Antwort:
Nein! Natürlich ist nicht nur der Gottesdienst wichtig. Man kann nicht
Gottesdienst (leiturgía) Zeugendienst (martyría) und/oder Liebesdienst (diakonía) gegeneinander ausspielen. 

Verkündungsdienst, Gottesdienst und Liebesdienst sind jeweils Lebensäußerungen des „Organismus Kirche“ wie Atmung, Herzschlag und Stoffwechsel untrügliche Lebensäußerungen des „Organismus Mensch“ sind. Defekt oder Ausfall einer Lebensäußerung steht beim menschlichen Organismus für Sterben und Tod des Ganzen. Niemand kann ohne Schaden zu nehmen sagen: „Ich konzentriere mich auf die Atmung. Wozu brauche ich den Herzschlag?“ Ähnlich ist es auch bei den Lebensäußerungen der Kirche.

Wir bemühen uns also, in der "Kommunität St. Michael" Gottesdienst, Zeugendienst und Liebesdienst als gleichberechtigte Aufgaben der Kirche zu sehen und diesen Aufgaben – nach unseren Möglichkeiten – zu entsprechen. 


 

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