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Kirchliche Erneuerung und Gottesdenst

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Jeder hat den Gottesdienst, der seinem Glauben gemäß ist. -  

Jeder hat den Glauben, der seinem Gottesdienst gemäß ist.

Weil das so ist, ist es nicht verwunderlich, daß gerade auf dem Gebiet des Gottesdienstes in unseren Tagen schlimmste Verfallserscheinungen zu bemerken sind. Dafür ein paar Beispiele:

  1. Ein aufmerksamer Beobachter wird unweigerlich eine zunehmende Konzentration auf „den Menschen“ im Gottesdienst entdecken. Anstelle der gottesdienstlichen Vergegenwärtigung der "großen Taten Gottes" (Apg 2,11) findet man oft eine Vergegenwärtigung des profanen Alltags. Da soll "der Mensch" mit seinen alltäglichen Sorgen und Nöten glaubhaft dargestellt werden und "sich im Gottesdienst wiederfinden".  Aber auf diese Weise hebt uns der Gottesdienst natürlich nicht über uns und unsere Alltäglichkeit hinaus, sondern zementiert uns vielmehr in unserer menschlichen Gottlosigkeit. "Vom täglichen Überdruß befreien uns nur das Ungreifbare, das Unsichtbare, das Unaussprechliche." (Dávila)
     

  2. Man kann vermehrt die Einführung allerlei Allotria und den Gebrauch einer psychologisierend daherkommenden Sprache in den christlichen Gottesdienst erleben. Es kommt oft zu gut gemeinten, aber peinlichen und infantilen "Einlagen" und "Darbietungen", die wohl einzig zu dem Zweck eingefügt werden, möglichst viele Akteure "vorne" agieren zu lassen.
    Man wird den Menschen den Glauben durch Banalisierung kaum näher bringen. Selbst die "Nichtinformation" tritt gelegentlich mit der Geste dramatischer Wichtigkeit auf. Macht man sich eigentlich klar, was manchmal dahergeschwätzt wird im Bestreben, göttliche Wahrheiten locker-flockig zu platten Banalitäten umzuformen, um sie problemlos genießbar zu machen? Meint man, Menschen dadurch zum christlichen Glauben führen und in demselben erhalten zu können, daß man sie behandelt, als wären sie "beschränkt"? "Echter Gehalt ist nicht ohne die ihm gemäße Gestalt!"

     

  3. Gottesdienst wird mitunter weniger „Gott zur Ehre und der Welt zum Heil“ gefeiert, als vielmehr als "Show" zelebriert. Selbst bei dem, was gelegentlich "Anbetung" genannt wird, kann man sich oft des Eindrucks kaum erwehren: hier wird ein Spektakel veranstaltet, das weniger auf die Ehre Gottes zielt, als auf die Gefühle und Stimmungen der Besucher. Keine Frage: auch Stimmungen und Gefühle der Menschen gehören in den Gottesdienst. Dieser darf aber nicht darauf zielen. 
    Gottesdienste werden häufig immer mehr zum Tingeltangel und das Evangelium zur Unterhaltung: Entertainment statt Evangelium oder vielleicht treffender: Entertainment als Evangelium: „Kommt her zu uns, alle, die ihr mit Sinnkrisen und Langeweile geplagt seid; wir wollen euch ablenken und unterhalten.“ 
    Die Gefahr ist ja nicht, daß das Evangelium unterhaltsam weitergesagt wird, sondern daß Unterhaltung der Inhalt des Evangeliums wird.
     

  4. Viele Geistliche wenden sich in den gottesdienstlichen Gebeten offensichtlich nicht an Gott, sondern an die Menschen.
    Das wird einerseits äußerlich erkennbar dadurch, daß sie sich im Gottesdienst beim Gebet anscheinend grundsätzlich nicht mehr zum Altar umwenden, um sich auf diese Weise in die betende Gemeinde einzufügen. Der Altar wird während des Gottesdienstes oft lediglich zu einer Ablage diverser Bücher, Zettelsammlungen und Heftmappen degradiert. Man wendet sich nur noch zum Altar um, um Papier abzulegen oder aufzunehmen.
    Das wird andererseits inhaltlich erkennbarem am Text der "Gebete", denen man anmerkt, daß sie - obwohl formal Gott angeredet wird - an die Gemeinde und nicht an Gott adressiert sind. Gebete werden zu Programmen, Bitten zu Befehlen. Es handelt sich oft weniger um Bitten oder Aufforderungen zum Handeln an Gott, als um eine Aufforderung zum Handeln an die Gemeindeglieder.  Ist die Gemeinde Gott?
     

  5. Man bemerkt im westeuropäischen Christentum teilweise eine innere geistliche Leere, die man mit Aktionismus und hektischer Betriebsamkeit auszugleichen sucht.


 Siehe auch:
• Allotria •
• Satire •
• Eine Predigt über den lutherischen Gottesdienst •
 

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