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Der Antichrist

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Die letzte Zeit des Kirchenjahres hat ein großes Thema: das Ende der Welt  und das Wiederkommen Jesu Christi. Es ist gut, sich bei Predigten an die Themenkomplexe des Kirchenjahres zu halten. So besteht nicht die Gefahr, Wichtiges zu vernachlässigen und  eigene Lieblingsthemen überzubetonen. Zudem darf man das Thema „Endzeit“ nicht Sektierern überlassen. 

Über die letzte Zeit liest man in der Bibel „Unerfreuliches“: Kriege, Seuchen, Christenverfolgung, Verführung zum Abfall vom Glauben, das Aufhören der Liebe ... . Heute wollen wir einen Punkt herausgreifen: den „Menschen der Bosheit“, den „Sohn des Verderbens“, den „Widersacher, der sich erhebt über Gott und den Gottesdienst, der sich in das Haus Gottes setzt und behauptet Gott zu sein“, „der mit Macht und großer Kraft auftreten wird“ - heute würden wir sagen „voller Power“ - „und mit Zeichen und Wundern und durch süße Worte und prächtige Reden die Herzen der Ahnungslosen zur Ungerechtigkeit verführen wird: der Anti-Christus (bzw.: Antichrist oder Antichristus)

Das Thema „Anti-Christus“ wird in der gegenwärtigen evangelischen Kirche offenbar gemieden. In den Predigttext-Ordnungen unserer Kirche kommen leider kaum Texte vor, die vom Anti-Christus handeln. Mt 24, 15-28 war bis vor einiger Zeit das in der Evangelischen Kirche verlesene Evangelium des Drittletzten Sonntages im Kirchenjahr. Bis zur letzten großen Reform der Textordnungen für den Gottesdienst stand dieser Sonntag also geradezu unter dem Thema „Das Kommen des Anti-Christus“. Nach der letzten Reform ist dieser Text samt allen Paralleltexten ganz weggefallen. Dem Teufel hat man damit einen guten Dienst getan: Der Anti-Christus wird kommen, ohne daß die Gemeinden durch entsprechende Predigten vorgewarnt sind. Es werden die Herzen der Ahnungslosen sein, die von Jesus Christus weggedreht werden. Der Teufel hat zwei Dinge besonders gern: wenn gar nicht über ihn und seine Werke geredet wird bzw. wenn nur noch darüber geredet wird.

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Es könnten der Einwand vorgebracht werden:
1. Sind bei diesem Stoff nicht viel zu viele Dinge reine Spekulation?
2. Ist der Anti-Christus nicht als Thema zu schwierig?

Dazu ist zu sagen: Es gibt erstens viele Stellen in der Heiligen Schrift, die klar und deutlich über den Anti-Christus sprechen, so daß wir hier nicht auf reine Spekulationen angewiesen sind.
Zweitens gehörte schon in der Alten Kirche die Kenntnis der Lehre vom Anti-Christus zu den grundlegenden Dingen, die sogar schon den Taufbewerbern beigebracht wurden. Den Leuten, die sich auf die Taufe vorbereiteten, wurden in der Alten Kirche viele wichtige Dinge des christlichen Glaubens wie zum Beispiel der Text des Vaterunsers und die Belehrung über das Heilige Abendmahl aus Gründen der Geheimhaltung erst nach der Taufe beigebracht. So sollte verhindert werden, daß man sie mißversteht und Schindluder damit treibt. Die Lehre vom Anti-Christus gehörte aber nicht dazu zu diesen Lehren. Bischof Cyrill von Jerusalem - er lebte um 350 n. Chr. - mahnte seine Taufberwerber:

Sei also standhaft, o Mensch! Du weißt von den Wundertaten des Antichrist. Nicht nur für dich allein denke daran, berichte darüber vorbehaltlos allen! Hast du ein leibliches Kind, unterweise es bereits (als Kind) darin.

Die Zeiten haben sich geändert. Heute werden die heiligsten Dinge oft wie Perlen vor die Säue gestreut. Dinge aber, die die Alte Kirche der Geheimhaltung nicht wert achtete, werden verschwiegen. Die Lehre vom Anti-Christus ist aber kein Wissen Privilegierter, das geheim bleiben soll.

Selbstverständlich wird es hier heute keine umfassende Belehrung zu dem Thema geben können. Wir werden viele Dinge nur kurz streifen können und auch nur einige der zahlreichen Bibelstellen zum Thema ansprechen können. 

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2 Thess 2,1-12 ist gewiß eine der wichtigsten Bibelstellen zum Anti-Christus:

Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm,
daß ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken laßt, weder durch Geist noch durch Wort noch durch Brief, als (seien sie) von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.
Daß niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn (dieser Tag kommt nicht), es sei denn, daß zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens;
der sich widersetzt und sich überhebt über alles, was Gott heißt oder Gegenstand der Verehrung (ist), so daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich ausweist, daß er Gott sei.
Erinnert ihr euch nicht, daß ich dies zu euch sagte, als ich noch bei euch war?
Und jetzt wißt ihr, was zurückhält, damit er zu seiner Zeit geoffenbart wird.
Denn schon ist das Geheimnis der Gesetzlosigkeit wirksam; nur (offenbart es sich nicht), bis der, welcher jetzt zurückhält, aus dem Weg ist;
und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jesus beseitigen wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft;
(ihn,) dessen Ankunft gemäß der Wirksamkeit des Satans erfolgt mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge
und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, dafür, daß sie die Liebe der Wahrheit zu ihrer Errettung nicht angenommen haben.
Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben,
damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit.
 

1. Der Anti-Christus als Ersatz-Christus

Es fällt auf, daß der Begriff „Anti-Christus“ hier bei Paulus gar nicht vorkommt. Statt dessen schreibt er vom „Menschen der Bosheit“, dem „Sohn des Verderbens“, dem “Widersacher“, dem „Bösen“.

Der Ausdruck „Anti-Christus“ taucht aber in einer anderen wichtigen Bibelstellen auf: in 1+2 Johannesbrief: (eigene Übersetzung)

Kinder, es ist die letzte Stunde! Wie ihr gehört habt, kommt (ein) Anti-Christus. Nun sind schon viele Anti-Christusse gekommen. ...Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, daß Jesus der Christus ist. ... ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Anti-Christus, von dem ihr gehört habt, daß er kommen wird und er ist jetzt schon in der Welt.


Es ist offensichtlich, daß die Paulus und Johannes beide über dieselbe Person schrieben.

Wir lernen hier zwei wichtige Dinge über den Anti-Christus: 
1. Schon in neutestamentlicher Zeit kam der antichristliche Geist auf. 
2. Es ist das Offenbarwerden eines personenhaften antichristlichen Weltherrschers zu erwarten. 
Man muß also unterscheiden zwischen der Vielzahl der seit neutestamentlichen Zeiten auftretenden Anti-Christussen und dem einen kommenden Anti-Christus, der als der letzte und eigentliche Anti-Christus all seine Vorgänger überbietet, dessen Geist aber jetzt schon in ihnen als seinen Vorschattungen wirksam ist.

Nun denkt mancher, daß es nicht schwierig sein wird, wenn jener kommt, ihn zu erkennen und hält es für leicht, den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, den „Sohn des Verderbens“, den „Den-sich-Widersetzenden“ und „Gesetzlosen“ zu identifizieren. Vielleicht nehmen viele an, daß der Anti-Christus ein atheistischer und bestialisch grausamer Diktator sein wird, der sich unvermittelt auf die Kirche Gottes stürzen wird, um ihr Gewalt anzutun.
Vielleicht denken jene in den Kategorien von Hollywoodfilmen. In denen ist es ja in der Regel leicht, die Bösen und die Guten auseinanderzuhalten. Ist der Böse nicht immer der in der dunklen Kleidung mit dem fiesen Grinsen und dem lauernden Blick? Aber das Leben ist nicht wie in Hollywood! Es gibt nicht immer ein Happyend und das Böse ist nicht immer leicht zu erkennen.

Ihr Lieben, laßt euch nicht täuschen. Erwartet nicht die Vergewaltigung der Kirche, sondern ihre Verführung! Jesus Christus und die Apostel warnten immer vor der Verführung der Gemeinde, nicht vor ihrer Vergewaltigung!
Wenn eine Frau vergewaltigt wird, weiß sie genau, daß ihr Gewalt angetan wird, daß ein Verbrechen geschieht und nicht gut ist, was passiert. Läßt sie sich aber durch süße Worte und prächtige Reden zur Hurerei verführen, geschieht das freiwillig und gewollt. Diese Frau ist aus freien Stücken und ohne Zwang einem anderen zu Willen. Sie tut willig, was andere wollen und denkt vielleicht sogar dabei, frei zu sein. 

Sind wir darauf vorbereitet, daß die Gemeinde gar nicht vergewaltigt, sondern verführt werden soll? Daß sie nicht gezwungen wird, Gottes Wort und Willen beiseite zu schieben, sondern dazu verlockt wird? 
Was also, wenn der „Böse“ gar nicht böse aussieht? Der „Feind“ wie ein Freund daherkommt? Der „Mensch der Gesetzlosigkeit“ uns wie ein Engel des Guten entgegentritt? Der „Sohn des Verderbens“  als Retter der Welt gefeiert wird? Dann ist es nicht leicht, den Anti-Christus als den zu erkennen, der er ist. 

Aber ist das nicht unwahrscheinlich, daß der Anti-Christus als „Retter der Welt“ gefeiert werden wird? Er ist ja schließlich „der Gesetzlose“. Ein genaues Betrachten seines Titels „Anti-Christus“ kann uns helfen, sein Wesen und seine verführerische Taktik besser zu verstehen und zu durchschauen. Die griechische Vorsilbe "anti-" bezeichnet nämlich gar nicht zuerst eine Feindschaft im Sinne von „dagegen“, sondern in erster Linie ein Ersetzen im Sinne von „an Stelle". Etwas ähnliches haben wir auch in der deutschen Sprache, wenn wir sagen: „Ich tauschte einen Apfel gegen ein Ei.“ Wir meinen: Ich habe jetzt das Ei anstatt des Apfels.

Es hängt entscheidend viel für das richtige Verständnis des Anti-Christus davon ab, ob wir erkennen, daß „anti-“ zuerst „anstatt“ und erst davon abgeleitet „dagegen“ heißt. Recht verstanden ist also der Anti-Christus nicht jemand, der zuallererst gegen Christus ankämpft, sondern jemand, der an Seine Stelle treten und Ihn ersetzen will. Hier wird dann nicht ein Apfel gegen ein Ei getauscht, sondern an Stelle des Christus Jesus von Nazareth will ein anderer der Weg, die Wahrheit und das Leben sein 
Es ist ungeheuer wichtig, das immer im Kopf zu behalten: Der Anti-Christus nicht zuallererst jemand, der gegen Christus kämpft, sondern jemand, der in allen Dingen an Seine Stelle treten und Ihn in jeder Hinsicht ersetzen will.

Haben wir das erst einmal verstanden, können wir alles andere ableiten: Der Anti-Christus wird kommen zu einer Menschheit, die "vergehen wird vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde (Lk 21,26). Er wird den verstörten und verängstigten Völkern, die in ihrer Ausweglosigkeit quasi zusammengepreßt werden (Lk 21, 25: synochè ethnõn en aporía) einen Ausweg und Heil, Glück, Rettung und Wohlstand im Sinn versprechen. Gewiß wird er bei der Verwirklichung seiner Verheißungen sicher auch hier und da einige Erfolge vorweisen können und schließlich als Retter der Erde und Weltheiland verehrt und angebetet werden.

Laßt uns also nicht nach einem blutrünstigen christenfressendem Monster ausschauen, das urplötzlich auftaucht und wie aus heiterem Himmel die Kirche verfolgt. Er wird nicht aggressiv, sondern mit dem frommen, erhabenen Gehabe eines Retters, im Glanz der Toleranz und Humanität, angeblich Liebe und Fürsorge hegend, auftreten. Er wird auch kein atheistischer Diktator sein, sondern Religion und Politik so verquirlen daß man eines vom anderen nicht mehr unterscheiden kann. Sicher wird er sich sehr religiös gebärden: Auch wenn er sich zwar anmaßt, über Gott und Gottesdienst erhaben zu sein, wird er sich doch aber in das Haus Gottes setzen und sich als Gott verehren lassen.

Die Tendenz seines Wirkens - bewußt oder unbewußt - weist immer dahin, die Herrschaft und Wiederkunft des Christus Jesus von Nazareth als überflüssig und schädlich zu erweisen. Was er verspricht, klingt ausgezeichnet und ist eigentlich unwiderstehlich: eine immer mehr zunehmende Vervollkommnung der Welt, die unter dem Einsatz aller geistigen, moralischen und religiösen Kräfte der ganzen Menschheit erreicht werden kann und wird. Er wird das Himmelreich auf Erden bauen wollen. Und das ohne den lebendigen Gott und seine Ordnungen. Wenn vor dem Paradies, dem Garten Eden ein Engel steht, der Cherub mit dem flammenden Schwert, um uns Menschen den Zugang zu versperren, dann lautet seine Parole: „Wir bauen uns ein eigenes Paradies ohne Gott und seinen Christus, denn wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche."

 

2. Der Anti-Christus als Christenverfolger

Freilich: indem der Antichristus den Anspruch erhebt, zu geben, was ausschließlich der Christus Jesus als König, Priester und Prophet geben kann, erweist er sich als Christi Gegner. Der „Ersatz-Christus“ ist also in der Tat der „Gegen-Christus“, der "andere" Erlöser

Der Antichrist wird gegen den Absolutheitsanspruch Jesu Christi angehen, indem er vor allem gegen die Bekenner dieses Absolutheitsanspruchs Jesu von Nazareth vorgeht. Die Verfolgung der treuen Christen wird eine allgemeine Forderung der anderen Menschen sein. Warum das?

Erinnern wir uns: Beim Anti-Christus wird Glauben und Politik eins. Überall wird man denselben Wortschatz in der politischen und der religiösen Verkündigung hören: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Frieden, Toleranz, soziale Gerechtigkeit, Wohlstand für alle sind ihre Schlagworte. Aber: es sind hier nicht nur moralische Forderungen! Es wird es sich um Verheißungen mit messianischen Klang handeln. Sie versprechen eine glückliche Zukunft, die sich der Mensch gestaltet, das bessere Leben in einer besseren Welt mit allem, was dazugehört: hoher Lebensstandard, Sicherheit, Freiheit von Not, Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Wer kann schon dagegen sein? Wer wird etwas gegen Humanität, Toleranz, Völkerverständigung und Frieden sagen? Wer dann bei der allgemeinen Verehrung dessen, der diese Dinge garantiert, nicht mitmacht, macht sich „unbeliebt“.
Er ist mindestens ein Fall für den Verfassungsschutz, besser noch für die Psychiatrie, denn er muß verrückt sein. Vielleicht steckt man ihn auch in ein Arbeitslager zur Umerziehung. Am einfachsten wäre Totschlagen aber man ist ja „human“ (menschlich!). Aber vielleicht reicht es auch wenn man ihm keine Arbeit gibt, keine staatliche Unterstützung zahlt und ihm das Girokonto sperrt.
Wissen Sie, was es heute schon bedeutet, kein Girokonto zu haben? In Offb 13,17 wird angekündigt, daß die, die den Anti-Christus nicht als Weltheiland bekennen wollen „nicht kaufen und verkaufen“ können. Solange es Bargeld gibt, wird es schwierig sein, so etwas durchzusetzen. Wenn es aber nur noch den bargeldlosen Geldverkehr geben sollte, wäre das kein Problem mehr: man bräuchte dann nur noch den treuen Christen die Geldkarten und Girokonten sperren und sie wären mit einem Schlage vollkommen vom wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen.
Wenn es die technischen Möglichkeiten gibt, wird der Staat kaum darauf verzichten, den bargeldlosen Geldverkehr einzuführen. Man könnte dann nämlich wunderbar kontrollieren, wo ungefähr sich jemand gerade aufhält, was er für Lebens- und Kaufgewohnheiten hat usw. usw. Ich will nicht behaupten, daß es so kommen wird. Ich zeige aber, daß das Erfüllen von manchen Weissagungen in der Bibel, das man sich früher nicht so recht vorstellen konnte, heute für uns bereits vorstellbar geworden ist.

Besonders schmerzlich und irreführend wird für die treuen Bekenner des Christus Jesus die Distanzierung und der Haß durch die sein, die sich auch angeblich auf Jesus berufen, „Kirche“ nennen und in Wahrheit „Synagoge des Satans“ sind  Der Anti-Christus wird ja - so der Apostel Paulus - im Hause Gottes sitzen. Auch wenn die Ausleger nicht einhelliger Meinung sind, ob „das Haus Gottes“ hier allgemein die christliche Kirche oder der neu erbaute Tempel in Jerusalem ist, muß uns eins klar sein: Die Spaltung in der Menschheit durch die unterschiedliche Haltung zum Anti-Christus wird nicht an der Grenze zwischen dem, was sich Kirche nennt und „Welt“ verlaufen. Der entsetzliche Riß wird mitten durch die Kirche gehen.

 

3. Der Anti-Christus kommt nicht plötzlich

Wer also jetzt nach einem blutrünstigen christenfressendem Monster ausschaut, das urplötzlich auftaucht und überraschend die Kirche verfolgt, wird vielleicht in unserer jetzigen Situation nicht mehr wachsam genug sein.
Der Anti-Christus wird ja - im Gegensatz zum wiederkommenden Christus Jesus - nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel erscheinen. Das heraufziehende Ungewitter kündigt sich ziemlich lange vorher an: der Himmel bezieht sich, die Wolken werden langsam schwärzer, in der Ferne erklingt dumpfes Grollen. Es zieht näher und näher: Johannes und Paulus schreiben: Bevor der eine Anti-Christus kommt, ist sein Geist in Vorläufern heute schon am Wirken. In der Heilige Schrift wird - wie wir uns erinnern - nicht vor der Vergewaltigung gewarnt, sondern vor der Verführung! Und diese Verführung hat schon begonnen: Wir leben in einer Zeit und einer Welt, die aus den Fugen geraten sind und in der sich das „Geheimnis der Gesetzlosigkeit" nicht nur regt wie zur Zeit der Apostel, sondern in der es immer offensichtlicher sein freches Gesicht erhebt.

Wir erleben in unseren Tagen, daß man planmäßig Gottes Ordnungen für seine Kirche und seine Welt beiseite stößt. Ehe, Familie, Sittlichkeit werden verächtlich macht und zerrüttet. In den Tempel Gottes ist der Nebel Satans eingedrungen ist. Man erhebt sich inmitten der Kirche über alles was Gott oder Gottesdienst heißt. Mit den Dingen, in denen Gott uns begegnet: Wort und Sakrament verfährt man unwidersprochen, wie es einem momentan gerade in den Kram paßt und en vogue ist. Ich meine hier z. B. den historisch-kritischen Umgang mit der Bibel und die abartigen, neu eingeführten, völlig verunstalteten Gottesdienste, Tauf- und Abendmahlsfeiern landauf, landab, in denen nicht Gott gedient wird, sondern der autonome Mensch sich selbst feiert.
Meine Lieben: wartet nicht auf eine Vergewaltigung, sondern erwartet die Verführung und glaubt nicht, uns kann da nichts passieren. 

Woran erkennen wir den antichristlichen Geist?
Wenn uns irgendwer Erlösung, Befreiung, Rettung an Jesus Christus vorbei oder über ihn hinaus anbietet und verspricht, also ein Heil ohne Jesus Christus und „besser“ als das, was Jesus Christus bringt, können wir das relativ leicht erkennen.

Aber wenn es immer so einfach wäre, wäre Verführung nicht Verführung. Wir wissen: Wo „Nutella“ draufsteht, ist auch „Nutella“ drin. Aber wo „Jesus“ draufsteht, muß noch lange nicht „Jesus“ drin sein. Paulus schreibt an die Korinther:

Schon die Schlange konnte Eva im Paradies mit ihrer List verführen. Ebenso könntet ihr von dem reinen und unverfälschtem Glauben an Jesus Christus abgebracht werden. Ihr seid allzu leichtgläubig. Wenn jemand zu euch kommt und etwas anderes über Jesus sagt, als wir euch gelehrt haben, wenn irgend etwas anderes von euch Besitz ergreift und den Heiligen Geist aus euren Herzen vertreibt oder wenn euch ein anderes Evangelium verkündet wird, dann nehmt ihr das alles bereitwillig hin.
2 Kor 11,3f.

Könnte der Apostel das nicht heute auch von Teilen der Christenheit sagen? 

Das listige Schema der Verführung ist zu allen Zeiten dasselbe: egal, ob im Garten Eden, im Korinth zur Zeit des Paulus oder in unseren Tagen: Es fängt damit an, daß gefragt wird:

... sollte Gott gesagt haben?

Die Antwort lautet entweder: „Ja, aber er tat es, um uns zu einzuengen oder den Spaß zu verderben“ oder: „Natürlich nicht! Es war bestenfalls Paulus oder sonst wer, eher aber ein antiker Fälscher. Das hat heute für uns keine Bedeutung mehr.“
Aber es gibt in geistlichen Dingen kein Vakuum. Hat man der Gemeinde auf diese Art den Boden  der apostolischen Lehre unter den Füßen weggezogen, kommt sofort ein neues Fundament her.  Dann kann alles Mögliche und Unmögliche verkündigt und gepredigt werden. Wer es nicht glauben will, weil er auf dem „alten“ Fundament besteht, muß es sich eventuell gefallen lassen, als mittelalterlich, rückschrittlich, fundamentalistisch, beschränkt, reaktionär oder gar rechtsradikal bezeichnet zu werden. Beispiele dafür gibt es heute schon!

Ihr Lieben! Nicht mehr nur der Horizont ist schwarz. Die Gewitterwolken haben sich schon über uns zusammengezogen. Es sind nicht mehr nur einige Windböen, die uns umwerfen wollen. Der Gewittersturm heult schon tosend und tobend über unseren Köpfen!

 

4. Was sollen wir tun?

  1. Keine Panik, sondern Wachsamkeit tut uns Not. Petrus schreibt in seinem ersten Brief:

Seid nüchtern und wachet, denn euer Widersacher der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht welche er verschlinge.

Dahinter steht folgende Annahme: Wenn ein Löwenrudel jagt, läßt angeblich ein Löwe sein markerschütterndes Gebrüll hören läßt. Die gejagten Tiere sollen dann vor Schreck so starr sein, daß sie eine leichte Beute des jagenden Rudels werden. Petrus möchte, daß das Brüllen des Teufels uns nicht so vor Angst lähmt oder kopflos macht, daß wir des Teufels leichte Beute werden.

  1. ist uns auch im Blick auf den Anti-Christus nichts anderes als das „ganz normale Christsein“ aufgetragen. Wie das aussieht, können wir in Apg 2,42 lesen:

Sie bleiben aber beständig in der Apostel Lehre, im Brotbrechen, in der Gemeinschaft und im Gebet.

Auf diesen vier Säulen muß unser Christsein beruhen, wenn es Bestand haben soll. Wort Gottes und die Sakramente, die Verbundenheit mit anderen Christen und das Gebet sind alle gleichermaßen entscheidend, um die anti-christliche Verführung zu durchschauen und in der anti-christlichen Bedrängnis fest und treu zu bleiben.

  1. Laßt uns beim Vaterunser die Bitte „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen!“ in Zukunft auch im Blick auf Die antichristliche Verführung und Bedrängnis beten. Wir können uns selbst nicht helfen. Hilfe muß erbeten sein.
     

  2. Es gilt auch hier Röm 15,4:

Was geschrieben ist, ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.“

Der Trost der Schrift besteht hier unter anderem in dem Wissen, daß der Anti-Christus kein Unfall im Weltregiment Gottes ist. Wenn geschieht, was in der Heiligen Schrift  vorausgesagt wurde, werden wir erkennen: Alles Schlimme geschieht so, wie in der Bibel vorausgesagt. Also wird auch alles Gute eintreffen, das im Wort Gottes versprochen ist. Es wird bei uns ein ganz neues Vertrauen zur Heiligen Schrift geben und zu dem, der der Herr der Schrift ist.

  1. Unterscheidet zwischen Irrtum und Irrlehrer: Helft den Irrenden und meidet die Irrlehrer, die einen anderen Jesus, einen anderen Geist, ein anderes Evangelium bringen.

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Ihr Lieben: Ihr seid gewarnt vor dem Verführer. Sein Geist ist schon heute immer mehr am Wirken. Ihr seid gewarnt wegen des Kommens des Anti-Christus. Aber Ihr seid auch hoffentlich getröstet wegen des Kommens des Christus Jesus, der „den Bösen umbringen wird mit dem Hauch seines Mundes und ihm ein Ende machen wird durch seine Erscheinung wenn er kommt.“ Seid wachsam und furchtlos, haltet fest am Wort Gottes, an den Sakramenten, an der wahren Kirche Jesu Christi und am Gebet.

Vortrag, gehalten von Matthias Niche


Wer mehr über diese Dinge erfahren will, sei auf das Buch "Der Antichrist" von Pastor Karsten Bürgener hingewiesen.

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