Frage:
Wie kann die kirchliche Not
gewendet werden?
Antwort:
Als die Kirche im 2. Jh. durch den Irrlehren von innen und Verfolgung von außen
tödlich bedroht war, konnte sie diese Krisis dadurch überwinden, daß sie an
ihrer
Apostolizität festhielt. Dies geschah dadurch, daß sie festhielt
-
am Kanon
der apostolischen Schrift, welche
-
vom in apostolischer Nachfolge
stehenden Amt
-
gemäß der apostolischen
Glaubensregel ausgelegt wird.
Apostolische Schrift, apostolische
Tradition und apostolisches Amt in ihrem gegenseitigen
Aufeinander-Bezogen-Sein sind auch heute das Heilmittel in der
gegenwärtigen Krise der Kirche.
Wichtig ist dabei das gegenseitige
Aufeinander-Bezogen-Sein. Um im Bilde zu sprechen (und damit notgedrungen
begrenzt):
Es soll früher Häfen gegeben haben, die zwei Leuchttürme hatten. Wenn ein Schiff
die Fahrrinne nicht verfehlen sollte, sondern die Richtung halten, mußte der
Steuermann sein Boot so lenken, daß die beiden Lichter hintereinander standen,
daß sie immer als ein einziges Licht zu sehen waren. Wer sich nur allein an eins
der beiden Lichter hielt, verfehlte die Fahrrinne und erlitt Schiffbruch.
Wenn nun Schrift, Amt und Glaubensregel als solche
Leuchtfeuer angesehen werden, dann ist klar, daß jedes ''allein'' gefährlich
ist. Egal, ob man sagt ''allein'' die Schrift oder ''allein'' die Tradition"
oder "allein" das Amt. Die drei Lichter müssen auf einer Linie liegen,
wenn man in den Hafen kommen will.
Frage:
Was aber ist aber dann mit dem evangelischen Prinzip "allein die
Schrift" (sola scriptura)?
Antwort:
Was mit dem Prinzip "allein die Schrift" ursprünglich gemeint war, erfährt man
aus der lutherischen Bekenntnisschrift namens "Konkordienformel". Dort heißt es:
Wir glauben, lehren und
bekennen, daß die einzige Regel und Richtschnur (unica regula et norma),
nach der in gleicher Weise alle Lehren und Lehrer [in der Kirche] gerichtet
und beurteilt werden sollen, alleine die prophetischen und apostolischen
Schriften des Alten und Neuen Testaments sind wie geschrieben steht: "Dein
Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege" Ps 119. Und der
hl. Paulus: "Wenn ein Engel vom Himmel käme und predigte anders, der sei
verflucht", Gal 1.
Andere Schriften aber alter und neuerer Lehrer [der Kirche], welchen Namen
auch immer sie haben, sollen der Hl. Schrift nicht gleichgestellt, sondern
ihr allesamt unterworfen werden, und sie sollen als etwas anderes nicht
angenommen werden, als als Zeugen dafür, in welcher Weise und an welchen
Orten nach der Zeit der Apostel jene Lehre der Propheten und Apostel bewahrt
wurde.
Konkordienformel: Vom
summarischen Begriff
"Allein die Schrift" heißt nicht, daß es in der Kirche keine anderen
Lehrer und Schriften als die Bibel geben dürfe!
Es bedeutet lediglich, daß die Hl. Schrift oberste Norm ist, nach der alle anderen kirchlichen Lehren und Lehrer, die es
durchaus geben darf, gerichtet und beurteilt werden sollen.
Die Hl. Schrift als die
apostolische Ur-Tradition ist der "Kanon"
(griech.: kanon = Richtschnur, Regel, Meßstab, Norm) der christlichen
Überlieferung, von der die Hl. Schrift in Jud 3 spricht: "der Glauben, der
ein für allemal den Heiligen überliefert ist".
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