Nach fünfjähriger Arbeit wurde auf der Frankfurter Buchmesse eine
„Bibel in gerechter Sprache“ vorgestellt.
Das Werk erschien im Gütersloher Verlagshaus, das damit offensichtlich seinen
Ruf beschädigen will.
Fünfzig Übersetzer haben für das Projekt ehrenamtlich gearbeitet.
Geld brauchte das Unternehmen natürlich trotzdem. Die Evangelische Kirche in
Hessen und Nassau finanzierte die Projektstelle fünf Jahre lang mit einer vollen
Pfarrstelle und bezahlte den größten Anteil der 400.000 Euro Spendengelder, die
zur Verwirklichung nötig waren.
Die Projektleiterin will mit der neuen Bibel – fast – allen
Gerechtigkeit widerfahren lassen: Frauen, Juden, sozial Schwachen.
Die Rechnung dafür bezahlt der Text.
Die ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’ hat einige Beispiele aus der
neuen Bibel gesammelt.
Dort beginnt der Johannes-Prolog nicht mehr mit dem berühmten Satz „Im Anfang
war das Wort“, sondern „Am Anfang war die Weisheit“.
Es ist unklar warum. Denn im Griechischen gibt es sehr wohl unterschiedliche
Ausdrücke für „Wort – lógos – und „Weisheit“ – sofía.
Gerechtigkeit wurde auch im berühmten Psalm 23 geschaffen: „Der Herr ist mein
Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf grüner Aue“ verkümmerte in
der gerechten Sprache zu: „Adonaj weidet mich, mir fehlt es an nichts. Auf
grüner Wiese läßt Gott mich lagern.“
Zwischenzeitlich gab der Präsident der Evangelischen Kirche in
Hessen und Nassau bekannt, daß er die sogenannte Übersetzung zwar nicht in der
Liturgie, aber für Gemeindevorträge und Predigten zu Rate ziehen wolle.
Als kleines Entgegenkommen für Juden wird der Jahwe-Namen in der
Aussprache der Synagoge als „Adonaj“ widergegeben.
Gott habe in der Bibel einen unübersetzbaren Eigennamen, entziehe sich
sprachlicher Festlegungen – lautet die Erklärung, wobei dieses angebliche
Problem durch den Wechsel von „Jahwe’ nach „Adonaj“ eigentlich nur verschoben
wird.
Beim Personalpronomen für Gott wird zwischen „Er“ und „Sie“
gewechselt. Es heißt auch schon mal „die Ewige“ statt „der Ewige“.
Vom „Geist Gottes“ ist wegen der angeblich autoritären Sprache
nicht die Rede. Der gerechte Ausdruck lautet jetzt – feminin wie im Hebräischen
– „Geistkraft“.
Daß eine solche grammatikalische Mystik der Geschlechtergerechtigkeit sinnlos
ist, wird spätestens klar, wenn man das Neue Testament aufschlägt. Dort heißt
der Geist auf griechisch ‘pneuma’ – und ist sächlich.
Fiat iustitia, pereat mundus – Gerechtigkeit muß her und wenn
dabei die Welt drauf geht – sagt das alte Sprichwort.
Dieses Mal ist nicht die Welt, sondern das Wort Gottes draufgegangen.
Quelle:
kreuz.net
|