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| Gelobet seist du, Jesu Christ, daß du Mensch geboren bist von einer Jungfrau, das ist wahr; des freuet sich der Engel Schar. Kyrieleis. |
Des ewgen Vaters einig Kind |
Den aller Welt Kreis nie
beschloß,
der liegt in Marien Schoß;
er ist ein Kindlein worden klein,
der alle Ding erhält allein.
Kyrieleis.
Es versteht sich von selbst, daß diese Aussage nur im Hinblick auf die zweite Person der Trinität gilt. Maria ist die Mutter Gottes, des Sohnes. Maria ist nicht die Mutter Gottes, des Vaters. Sie ist auch nicht die Mutter Gottes, des Hl. Geistes.
In der frühchristlichen Auseinandersetzung um die Gottessohnschaft und die Gottheit Jesu wurde der Gebrauch des Titels Theotokos = "Gottesgebärerin" zum Erkennungszeichen der rechtgläubigen Interpretation der Bibel: Maria hat nicht nur einen Menschen geboren, der erst irgendwann nach seiner Geburt Gott "geworden" wäre, sondern den, der wahrer Gott und wahrer Mensch ist.
Es ist kein Zufall, daß gerade zu der Zeit die Frage nach der Gottesmutterschaft Marias geklärt wurde, als in der Kirche um die Gottheit Jesu gestritten wurde. Denn es geht in der Frage, ob Maria "Mutter Gottes" ist, gar nicht eigentlich um Maria. Es geht eigentlich darum, ob Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott ist! Wer Maria als Mutter Gottes bekennt, bekennt damit die Gottheit ihres Sohnes.
Die Stellung zur Gottesmutterschaft Marias ist also wie ein Lackmus-Test bezüglich der Ansichten in grundlegenden Dingen wie der Lehre vom Sohn Gottes und der Lehre über die Dreieinigkeit Gottes.
Wer grundsätzlich und wohlüberlegt bestreitet, daß Maria Mutter Gottes oder Gottesgebärerin ist, wärmt alte Irrlehren wieder auf und offenbart dadurch nicht-christliche Ansichten über Jesus Christus und den dreieinigen Gott.
Wenn Jesus Christus nicht Gott ist (und deswegen Maria auch nicht Gottesgebärerin) dann ist unsere Erlösung fraglich. Jemand, der ausschließlich Mensch ist, kann uns nicht erlösen:
Niemals kann ein Mann seinen Bruder loskaufen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben, - denn (zu) kostbar ist das Kaufgeld für ihre Seele, und er muß davon ablassen auf ewig.
Ps 49,8.9
Darum verheißt der Prophet Jesaja:
Euer Gott selbst kommt und wird euch retten.
Jes 35,4 (Rev. Elb. Ü.)
Luther schrieb :
Wo es nicht sollte heißen, Gott ist für uns gestorben, sondern allein ein Mensch, so sind wir verloren.
WA L S. 590
Darum bekennt der christliche Glauben von Jesus Christus, er sei
Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrhaftigen Gott vom wahrhaftigen Gott, ... welcher um uns Menschen und um unsrer Seligkeit willen vom Himmel kommen ist, und ist leibhaft worden durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und Mensch worden.
Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel
Eben um die Ehre Gottes zu wahren und um der Gewißheit unserer Erlösung willen faßte darum im Jahre 431 die Ökumenische Kirchenversammlung von Ephesus den Beschluß:
Wenn jemand nicht bekennt, daß der Emmanuel in Wahrheit Gott und die heilige Jungfrau deshalb Gottesgebärerin ist ... so sei er ausgeschlossen.
Diese Formulierung der Väter von 431 zeigt sehr deutlich: Es geht letztendlich nicht um Maria, sondern um den Sohn.
Die evangelisch-lutherischen Bekenntnisschriften übernehmen übrigens zu Recht ganz selbstverständlich den Begriff "Mutter Gottes" für Maria:
Daher glauben, lehren und bekennen wir, daß Maria nicht einen bloßen, pur lautern Menschen, sondern den wahrhaftigen Sohn Gottes empfangen und geboren habe, darumb sie auch recht die Mutter Gottes genennet wird und auch wahrhaftig ist.
Epitome, VIII,7
Erst seit der Aufklärung ist im Protestantismus das Marienlob verebbt - nicht weil man etwas gegen Maria hätte, sondern weil der Glauben an die Gottessohnschaft Jesu verloren ging und damit auch der Grund für die Preisung der Seiner Mutter.
Gemäß dem christlichen Glauben halten wir an dem Bekenntnis zu den zwei Geburten des Herrn fest: an einer göttlichen und an einer menschlichen; jene vollzieht sich zeitlos, diese in der Zeit. Beide sind indes wunderbar: jene ohne Mutter, diese ohne Vater.
Maria als "Mutter Gottes" zu bezeichnen ist
kein spezieller Brauch römisch-katholischer oder orthodoxer Chisten, sondern Ausdruck des allgemeinen
christlichen Glaubens.
Es braucht sich kein evangelischer Christ zu entschuldigen, wenn er die schöne
und angemessene Bezeichnung "Mutter Gottes" für Maria verwendet oder sich
gar vorwerfen lassen, er stehe außerhalb evangelisch und allgemeinchristlicher
Glaubensüberzeugungen. Außerhalb des allgemein-christlichen Glaubens steht
vielmehr der, der Maria diesen Titel verweigert!