Zum Zusammenhang zwischen Zölibat und Mißbrauch wird der Berliner
Kriminalpsychiater Hans-Ludwig Kröber zitiert, der als Professor für forensische
Psychiatrie an der Berliner Charité arbeitet: Männer, die nicht im Zölibat
lebten, würden mit einer 36mal (!) höheren Wahrscheinlichkeit zu
Mißbrauchstätern als katholische Priester, sagt Prof. Köber mit Verweis auf
Statistiken. Man werde nicht mit 25 Jahren "plötzlich pädophil, weil man keine
Frau mehr hat." Das passiere in der Zeit der sexuellen Prägung, in Kindheit und
Pubertät.
Missbrauch findet - jedenfalls in Deutschland - vor allem in
Familien statt.
Obwohl Professor Kröber darauf hinweist, daß jeder wisse "dass
sexuelle Belästigung von Kindern an allen Schulen der Republik" vorkomme, sind
es eben nicht irgendwelche Internate, Schulen und Heime, die in den Mittelpunkt
gerückt worden sind, sondern die katholischen.
Als Grund dafür vermutet Ingo Fock von "Gegen Missbrauch e.V."
möglicherweise eine Art Gruppendynamik, die sich jetzt bei den Opfern entwickelt
habe. Aber Fock ist sich auch sicher: "Kirche ist das Thema, das die Medien
interessiert. Die "normalen Fälle" sind einfach nicht so spannend", sagt Fock.
Der Berliner Kriminalpsychiater Professor Hans-Ludwig Kröber
vermutet, daß in manchen Fällen um etwas anderes geht: "Hier können
Kirchengegner ihr Mütchen kühlen", sagt er. Die katholische Kirche werde als
reaktionär und rückständig verurteilt, ihre Sexualmoral als verbiestert.
Was Kröber ärgere, sei, daß hier "verstaubte Geschichten aus den 70er Jahren
hervorgezerrt" würden.