An diesem Tag geht es um eine dunkle Seite der
Weihnachtsgeschichte: Er ist dem Gedenken an „die unschuldigen Kinder“ gewidmet:
dem von jüdischen König Herodes befohlenen Kindermord von Bethlehem.
Nach Matthäus 2 wollte König Herodes von den Weisen aus dem Morgenland wissen,
wo der neugeborene König Jesus sei. Angeblich wollte er dem Kind huldigen – in
Wahrheit fürchtete er es als Thronrivalen und wollte es beseitigen lassen. Als
"König von Roms Gnaden" war er in den Augen vieler Juden kein legitimer König und
fürchtete den Rivalen aus dem Haus David.
Auf Befehl Gottes kehrten die Weisen aus dem Morgenland heim, ohne Herodes
Informationen zukommen zu lassen. Matthäus fährt fort:
Als Herodes nun sah, daß er von den
Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder
in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren,
nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.
Der Engel hatte Joseph im Traum gewarnt, so daß die Heilige Familie sich schon
auf der Flucht nach Ägypten befand.
+ + +
Gelegentlich bestritten, daß der Kindermord von Bethlehem
tatsächlich stattgefunden, weil es außer dem Bericht des Matthäus keine weiteren
Quellen dazu gäbe. Die Tatsächlichkeit dieser Berichte zu bestreiten gilt als
„unwissenschaftlich“.
Was ist dazu zu sagen?
Viele Begebenheiten aus dem Leben des Herodes kennen wir einzig und allein aus
den Büchern des Flavius Josephus, die er gegen Ende des 1 . Jh. n. Chr. schrieb.
In diesem Fall nimmt jedoch niemand daran Anstoß, daß es nur eine einzige Quelle
gibt.
Vom Kindermord von Bethlehem wissen wir nur aus dem Matthäusevangelium. In
diesem Fall soll es plötzlich Ausdruck „streng wissenschaftlicher
Gesinnung“ sein, zu bestreiten, daß sich das Berichtete tatsächlich zugetragen
hätte, weil nur an dieser einen Stelle darüber berichtet wird!
Über den Wert dieser Art von „Wissenschaftlichkeit“ bilde sich jeder selbst sein
Urteil.
Was kann man auf den Vorwurf erwidern, daß man den Kindermord von
Bethlehem bezweifeln müsse, weil nur der Evangelist Matthäus davon berichtet?
König Herodes war für seine Grausamkeit bekannt gewesen:
Seinen Schwager, den sechzehnjährigen Hohenpriester Aristobul aus
der Dynastie der Hasmonäer,
ließ er beim Baden in einem Schwimmbecken ertränken.
Seine Ehefrau Mariamne (ebenfalls eine Hasmonäerin) und drei seiner Söhne
ließ er hinrichten. Das von des Herodes Zeitgenossen Kaiser Augustus (Luk
2,1) überlieferte Bonmot, er wäre lieber des Herodes Schwein (grie.: hys)
als dessen Sohn (grie.: hyós), sagt mehr über den Charakter des Herodes
als viele Worte.
Im Jahre 7 v. Chr. ließ Herodes sechstausend Pharisäer
verhaften und hinrichten, die dem Kaiser Augustus den Treueid verweigert hatten.
Unmittelbar vor seinem Tod 4. v. Chr. ließ er die angesehensten
jüdischen Männer in der Rennbahn in Jericho einschließen, um sie bei seinem Tod
ermorden zu lassen. Herodes wollte so sicherstellen, daß die Juden einen Grund
hätten, anläßlich seines eigenen Sterbens zu weinen und zu klagen. Des Herodes
Schwester vereitelte aber diesen Plan und ließ die Männer unmittelbar nach dem
Tod des Königs frei. Der jüdische Historiker Flavius Josephus spricht in diesem
Zusammenhang von fünfzehntausend (!) Personen.
Bethlehem aber war zur Zeit der der Geburt Jesu Christi nur ein
kleiner Ort. Die Zahl der Mordopfer in Bethlehem war gewiß kleiner als die sonst
üblichen Zahlen der Opfer des "großen" Herodes.
Wie viele Kinder unter zwei Jahren mag es in um um Bethlehem gegeben habe? Wenn
in und um Bethlehem etwa 1000 Personen gewohnt hätten, dürfte es darunter nicht
viel mehr als 20 bis 30 Knaben unter zwei Jahren gegeben haben. Dreißig tote Kinder einfacher Leute galten den antiken Berichterstattern im
Vergleich zu den vielen anderen Kapitalverbrechen des Herodes vielleicht als
nicht besonders erwähnenswert. Vielleicht haben also die antiken Historiker
deswegen nicht über den Kindermord von Bethlehem berichtet, weil die Zahl der
bei dieser Mordaktion umgekommenen eigentlich „Peanuts“ für Herodes
waren.
+ + +
Daß unschuldige Kinder ermordet werden ist leider nicht nur
eine Begebenheit aus der Weihnachtsgeschichte, sondern traurige Tatsachen auch
in unseren Tagen. Es gibt viele Beispiele dafür, wie oft unschuldige Kinder
zwischen die Fronten der Gewalt geraten und ohne Erbarmen mißhandelt und
verfolgt werden. Ganz zu schweigen von den unschuldigen Kindern, die gar nicht
erst leben dürfen, weil sie im Wege stehen: Jährlich werden allein in
Deutschland rund 300 000 Kinder im Mutterleib ermordet!
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