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Der mißglückte Bankraub

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Ironische Gedanken zur historisch-kritischen Theologie

Es gibt immer wieder Zeitungsartikel, die mich an die biblische Schöpfungsgeschichte erinnern, die ja angeblich aus zwei verschiedenen Schöpfungsberichten besteht. Auch moderne Zeitungsartikel erzählen gelegentlich die gleiche Begebenheit zweimal hintereinander. Hier als Beispiel der folgende FAZ-Artikel vom 27.11.2004:

„Weihnachtsmann“ nach Raub getötet
Polizist schwer verletzt
RATINGEN, 26. November (AP).  
Ein als Weihnachtsmann verkleideter Bankräuber ist am Donnerstagabend in Ratingen von der Polizei erschossen worden. Bei dem Schußwechsel wurde auch der zweite Täter schwer verletzt, ein Polizist erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Wie die Polizei in Ratingen am Freitag mitteilte, hatten die beiden Täter am Donnerstag abend, als Weihnachtmänner verkleidet, die Sparkasse in Ratingen-Lintorf überfallen und mit vorgehaltener Waffe die Herausgabe von mehr als hundertvierzigtausend Euro erzwungen. Doch wurden offenbar zwei Polizeibeamte in Zivil auf den Überfall aufmerksam und postierten sich an den Eingängen der Bank. Als die Verbrecher die Bank verließen, kam es zum Schußwechsel. Dabei wurde einer der Täter so schwer verletzt, daß er noch am Tatort starb. Der von einer Verbrecherkugel getroffene Polizist mußte noch in den Abendstunden operiert werden, schwebt aber nach Angaben der Behörde inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr. Der zweite Täter konnte zunächst verletzt flüchten. Er wurde von seiner nahe dem Tatort wartenden Lebensgefährtin zunächst in einem Wagen zu Freunden gebracht, wo die Beute und die Waffen deponiert wurden. Dann brachte die Frau den Schwerverletzten in ein Krankenhaus, das nach der Entdeckung der Schußwunden sofort die Polizei alarmierte. Beide Personen wurden noch im Krankenhaus festgenommen. Die Frau selbst bestreitet nach Angaben der Polizei, von dem Überfall gewußt zu haben. Ihr Freund habe ihr erklärt, in dem Kostüm in einer Gaststätte als Weihnachtsmann auftreten zu wollen.

Und nun unsere historisch-kritische Analyse: Es fällt ja auf, daß die Geschichte vom mißglückten Bankraub zweimal erzählt wird. Zweimal wird berichtet, daß ein als Weihnachtsmann verkleideter Bankräuber von der Polizei erschossen worden ist, daß sein Mittäter schwerverletzt fliehen konnte und daß auch ein Polizist lebensgefährlich verletzt wurde. Das läßt darauf schließen, daß hier zwei ursprünglich selbständige Berichte von späterer Hand zusammengefügt worden sind. Es wird zwar am Anfang nur eine Quelle genannt, „AP“, aber das ist nicht glaubwürdig. Die Angabe wird wohl nur zum ersten Bericht gehören. Bei einem stilistischen Vergleich erkennt man, daß der zweite, längere Bericht von einer „Behörde“ spricht, die Auskunft gegeben habe. Der erste, kurze Bericht weiß nichts von einer solchen Auskunft. Demnach ist die Behördenauskunft des zweiten Berichtes wohl eine später entstandene Legende, die dem ersten, zeitlich offenbar eher entstandenen Bericht anscheinend noch unbekannt war. Wenn der zweite Bericht von einer „Behörde“ spricht, so steht zu vermuten, daß dieser Bericht in der Stadt entstanden ist, wo es ja viele Behörden gibt. Der erste Bericht stammt dagegen aus dem ländlichen Bereich, wo die Behören keine Rolle spielen.

Beide Berichte über den „mißglückten Bankraub“ sind unglaubwürdig, denn die historisch-kritische Wissenschaft hat herausgefunden, daß das Sich-Verkleiden als Weihnachtsmann ein vorweihnachtlicher Brauch der Adventszeit war. Der angebliche Bankraub soll aber schon am 26. November stattgefunden haben - drei Tage vor Beginn der Adventszeit. Das ist natürlich unmöglich, und an dieser Tatsache erkennt man: Die Legende ist schlecht erfunden.

K. Bürgener


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