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"Kniende" und "sitzende" Theologie

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In der langen Geschichte des Begriffes Theo-logie, der auch aus der griechischen Welt kommt, ist mir eine Situation besonders wichtig geworden. Der unbekannte Theologe des 5. Jahrhunderts, der sich hinter dem Pseudonym Dionysios vom Areopag versteckt hat, hat der abendländischen Theologie den Gedanken vermacht, daß Gott das wirkliche Subjekt der Theologie, nicht bloß ihr Objekt sei; die großen Theologen des 13. Jahrhunderts - Bonaventura und Thomas von Aquin vor allem - haben eindringlich mit dieser Aussage gerungen und mit den Anspruch, den sie an die Theologen stellt.

Der Ausgangspunkt für diesen Wortgebrauch bestand bei Pseudo-Dionys darin, daß er die Verfasser der heiligen Schriften als "Theologen" im strengen Sinn des Wortes ansah - jene Menschen also, die nicht aus Eigenem reden, sondern sich so Gott geöffnet haben, dass durch ihr Wort er selbst zu den Menschen sprach, als redendes Subjekt in die Geschichte eintrat.
Weil es solche Menschen gab, gibt es in Menschenworten Wort Gottes, können wir Gott reden hören. Jemand ist demnach Theologe um so mehr, je mehr er sich dem Gottesverhältnis der heiligen Schriftsteller annähert und der Art und Weise, wie in ihnen Menschenwort und Gotteswort zueinander und ineinander kamen.

Gott ist das wahre Subjekt der Theologie und nicht ihr Objekt - das bedeutet demnach: Der Theologe muss zuallererst ein hörender, ein glaubender, ein betender Mensch sein, der Gott zuhört und Gott reden läßt.

Was Hans Urs von Balthasar über den Unterschied von kniender und sitzender Theologie gesagt hat, macht anschaulich, worum es hier geht.

Joseph Kardinal Ratzinger, jetzt Papst Benedikt XVI.

Aus dem "Gruß- und Segenswort zur Eröffnung der Akademie für die Theologie des Volkes Gottes" am 23. Oktober 2003.
Zitiert nach: Skandalöser Realismus? Gott handelt in der Geschichte / Joseph Ratzinger. - 1. Aufl. - Bad Tölz: Verl. Urfeld, 2005