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Salz oder Öl?

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Schaut man nun in die Geschichte, so erkennt man unschwer, daß der Protestantismus fast immer „die Gestalt seiner Botschaft und seiner Ordnung seinem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen oder politischen Überzeugungen überließ“. Irgendwie blieb der deutsche Protestantismus stets geistig-geistlich „landesherrlich“ eingestellt: Zur Zeit des landesherrlichen Summepiskopat sowieso; nach 1871 war der Protestantismus kaisertreu; 1933 weithin in den Händen der „Deutschen Christen“; und in der Neuzeit Vorreiter emanzipatorischen Denkens.
Es ist bezeichnend, daß die deutschen evangelischen Landeskirchen nach 1918, nach 1933 und nach 1945 stets und zuverlässig auf jeden Wechsel der staatlichen Ordnung mit einer Änderung ihrer Ordnungen und Strukturen reagiert haben!

Wie schnell verlieh und verleiht der Protestantismus - umhergetrieben von jedem Wind des jeweiligen „Zeitgeistes“ - dem "Geist der jeweiligen Zeit" zivilreligiöse Weihen! Wenn aber die Kirche Gottes Salz der Erde ist; wieso gerieren die Landskirchen sich so oft als Öl im Getriebe der Welt?

In demselben Augenblick, in dem das Laientum (durch die Reformation) wieder zum funktionierenden Glied der Kirche geworden war, erwies es sich als Einfallstor für die politischen und geistigen Mächte, die die Welt beherrschen und die Kirche in ihren Machtbereich ziehen wollen.
(...)
Die vom Humanismus ausgehende Pseudowissenschaftlichkeit, die ihre Aufgabe nicht mehr in der interpretierenden Weitergabe sieht, sondern das überlieferte Glaubensgut dem Gutdünken des autonomen, das heißt wurzellos und geschichtslos gewordenen Individuums unterwirft, bedeutet die Nivellierung der christlichen Lehre auf das Niveau dessen, was "man" denkt, auf den sensus communis des jeweils modernen Menschen und der öffentlichen Meinung und unter deren Diktat - mag es sich in der brutalen Form des staatlichen Zwanges oder in der subtileren (und wirksameren) des geistlich-liberalen Terrors, der Ironie oder Diffamierung äußern: "unwissenschaftlich" - "nicht  ernst zu nehmen" - vom heutigen Menschen nicht mehr nachzuvollziehen". Die Folge der - geschichtlich notwendigen Entklerikalisierung war das "landesherrliche Kirchenregiment" und damit der Untergang der kirchlichen Lehrautorität - und damit die Auslieferung der biblischen Botschaft an das Individuum und die sich in allem autonomen Denken ständig und unvermeidlich auswirkende superbia (Stolz). Sie ist auch durch den Fortfall des landesherrlichen Kirchenregiments in keiner Weise überwunden; im Gegenteil ist durch die Demokratisierung der protestantischen Kirchenkörper die Botschaft nur noch schutzloser dem Diktat dessen, was "man" denkt, ausgeliefert worden.

Helmut Echternach: "Segnende Kirche"

Matthias Niche