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Mit dem Aschermittwoch beginnt die vierzigtägige Fastenzeit. Sie endet am Karsamstag. Da an einem Sonntag, dem Tag der Auferstehung und Freude, nicht gefastet wird, muß die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnen, um bis Ostern 40 Fastentage "voll" zu haben. Die Zahl "40" ist in diesem Zusammenhang bedeutungsvoll. Sie ist in der Geschichte Gottes mit Seinem Volk meist mit Sühne, Buße und der Vorbereitung auf ein rettendes Eingreifen Gottes verbunden.
In den protestantischen Gemeinschaften wird keine besondere Fastenzeit vorgeschrieben. Das ist eine höchst zweifelhafte Entwicklung. Jesus prophezeit in Lk 5,33ff., daß Seine Jünger fasten werden. Gehören die Evangelischen etwa nicht dazu? Daß in der evangelischen Christenheit selten gefastet
wird, ist nicht Schuld der lutherischen
Reformation, wenn man davon absieht, daß Hinzu Im Kleinen Katechismus Martin Luthers wird das Fasten jedenfalls ausdrücklich "als eine feine äußerliche Zucht" empfohlen, jedoch nicht ohne den Hinweis, daß der "recht würdig und wohl geschickt", sei, der dem Wort Gottes glaubt. +++ Aufrufe zum Verzicht sind in unserer Zeit nicht mehr nur eine rein christliche Angelegenheit. Verzicht wird heute auch von denen propagiert, die sich um unsere Umwelt oder unsere Gesundheit sorgen. Neu eingeführt worden ist im protestantischen Raum die Aktion "7 Wochen Ohne", die den Verzicht auf bestimmte Genußmittel oder Luxusgüter aus gesundheitlichen und sozialen Gründen empfiehlt. Sieben Wochen ohne, das heißt: ohne Pralinen, oder: ohne Alkohol, oder: ohne Zigaretten oder mit eingeschränktem Medienkonsum … Mancher denkt vielleicht: "Es ja ohnehin Zeit für eine kleine Frühjahrsdiät: Ein paar Pfunde weniger wäre ja nicht schlecht ..." Was dieser "Fasten" nennt, tut er doch im Grunde nur für sich selbst, um noch ein bißchen schlanker, noch ein bißchen fitter, noch ein bißchen schöner zu sein.
Diese in vielen Gemeinden seit 1983 praktizierte Aktion „Sieben Wochen ohne“ ist besser als gar nichts. Aber sie greift zu kurz, wenn der eigentliche Zweck des Fastens, das Zur-Ruhe-Kommen“ der Seele, verfehlt wird. Viel wichtiger ist es, gerade in der Fastenzeit möglichst keinen Gottesdienst zu versäumen und fleißiger von den Gnadenmitteln Abendmahl und Beichte Gebrauch zu machen. Sicher bringt Verzicht auf bestimmte Speisen oder auf Luxus auch unserer Gesundheit etwas. Ganz bestimmt tut es der geschundenen Schöpfung gut, wenn wir unsere Autofahrten auf das Maß des Notwendigen beschränken. Aber wie schnell geschieht hier wieder alles um unserer selbst willen. Wieder und wieder steht der Mensch im Mittelpunkt. Christliches Fasten soll aber gerade von uns weg hin auf Gott weisen. Beim christlichen Fasten geht nämlich es in erster Linie weniger um
die Schöpfung und die physische Gesundheit des Geschöpfes, sondern vielmehr um
unsere geistliche Gesundung und unsere Begegnung mit dem Schöpfer. Entscheidend für die Beurteilung eines Verzichtes ist darum nicht die Frage, auf was konkret verzichtet wird und wie "weh" dieser Verzicht tun. Entscheidend ist die Frage: Bleibe ich doch bei mir selbst oder suche ich mehr die Nähe Gottes durch Gebet und Gottesdienst. Viel wichtiger ist es, gerade in der Fastenzeit möglichst nicht auf Gottesdienst und Gebet zu verzichten und fleißiger von den Gnadenmitteln Abendmahl und Beichte Gebrauch zu machen. Lob der EnthaltsamkeitDie Abschaffung des kirchlichen Fastengebotes im Raum der evangelischen Christenheit wird gern damit begründet, daß man es nicht mit dem meint vereinbaren zu können, was man unter „evangelischer Freiheit“ versteht. Gar mancher Protestant pocht gern auf die Tatsache, daß Christus uns alle „zu Königen und Priestern gemacht hat vor Gott, seinem Vater“ (Offb 1,6). Wer jedoch zum „königlichen Priestertum“ (1 Petr 2,9) gesalbt ist, der lerne und übe vor allem anderen, sich selbst zu beherrschen! Die "enkráteia" ("Selbstbeherrschung", "Enthaltsamkeit“, „Keuschheit“) ist nach Gal 5,23 neben der Liebe eine Teilfrucht des Hl. Geistes. Un-Enthaltsamkeit (in der Form ungehemmter
Befriedigung von Eßlust) wurde Anlaß zur ersten Sünde der Stammeltern und zur
Erbsünde: 1 Mose 3,6.
Wir leben in einer Zeit und Kultur, die das das
hemmungslose Ausleben aller Triebe propagiert. Zügellosigkeit ist aber nach 2
Tim 3,3 geradezu ein Kennzeichen der endzeitlichen Menschheit. Schon seit den Anfängen der Kirche wird die Enthaltsamkeit unter Berufung auf eine falsch verstandene christliche Freiheit lächerlich gemacht: 2 Petr 2,10a.18-19f. Schon damals gab es solche, die
An anderer Stelle klagt der Apostel Paulus:
Fasten und FreiheitIn der vor uns liegenden Fasten- und Passionszeit, die besonders dem Gedächtnis des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesu Christi gewidmet ist, sollten wir es neu trainieren, nicht als Feinde des Kreuzes Christi zu leben und wie der Apostel Paulus sprechen:
Das griechische Wort für das "Training des Wettkämpfers" ist "Askese": 1 Kor 9,24-27. Dieses Kapitel beginnt mit der rhetorischen Frage des Apostels:
Ja, er ist frei! Aber eben darum kann er
verzichten. Eben, weil er frei ist, kann er alles, was immer er tat oder bleiben
ließ, um des Evangeliums willen tun oder bleiben lassen. Alles um des
Evangeliums willen. Alles, um an ihm teilzuhaben: 1 Kor 9,23. Wie können wir den ewigen Siegeskranz erringen, wenn wir nicht, wie Paulus es in 1 Kor 9,23-27 formuliert, alles daran setzen? Hier ist sicher nicht nur eine innere, sondern auch die äußere Haltung gemeint. Fasten und "Werkegerechtigkeit"Gelegentlich wird das Fasten abgelehnt, indem man es mit dem Makel der "Werkegerechtigkeit" behaftet und unterstellt, daß hier das Prinzip "sola fide" verletzt wird: der Grundsatz nämlich, nach dem wir "allein durch den Glauben" gerechtfertigt werden. In der Hl. Schrift kommt "sola fide" nicht vor außer dort, wo ausdrücklich gesagt wird, daß wir eben nicht "sola fide gerettet werden.
Das "allein" in Röm 3,28 stammt nicht vom Apostel Paulus, sondern ist eine Hinzufügung Luthers und findet sich nur in seiner Übersetzung der Bibel. Paulus schreibt, daß der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird und Jakobus wehrt einem Mißverständnis von Glauben: Der rechtfertigende Glauben ist kein anderer als der tätige Glauben, nicht ein "Für-wahr-halte-Glauben". Nichts anderes sagt aber auch Paulus, wenn er in Gal 5,6 von dem „durch Liebe wirksamen Glauben“ spricht. Auch auf das Augsburgische Bekenntnis kann man sich nicht berufen, wenn man auf das Prinzip "sola fide" pocht, vor allem dann nicht, wenn es einem gleich ist, um welchen Glauben es geht. Es heißt zwar dort im Artikel IV, daß
doch fehlt erstens hier das Wort "allein" und zweitens wird der rechtfertigende Glauben sofort im Augsburgischen Bekenntnis inhaltlich klar bestimmt:
Zudem geht auch das Augsburgische Bekenntnis davon aus, daß der rechtfertigende Glauben kein anderer als ein tätiger Glauben sein kann, denn es wird im Artikel VI deutlich gesagt:
Wir werden wir gerettet um Christi willen aus Gnade durch Glauben. Aber ein Glaube, dem die Werke fehlen, ist nicht der gottgewirkte, rechtfertigende Glauben. "Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert." (Gustav Werner) Gute Werke können natürlich dazu mißbraucht werden, um sich damit vor sich selbst, den Mitmenschen und Gott ins rechte Licht setzen zu können. Hier bleibt der Mensch bei sich selbst. Das ist nichts weiter als eine „fromme Variante“ des „homo incurvatus in se ipsum“, des "in sich selbst verkrümmten Menschen". Aber Mißbrauch hebt den rechten Gebrauch nicht
auf. Es würde auch kein vernünftiger Mensch mit dem Essen aufhören, bloß weil
einige Menschen sich durch Essen und Trinken ruinieren. Fasten in der BibelMit Fasten bezeichnen wir den zeitweiligen und freiwilligen
Verzicht auf elementare Dinge des Lebens um Gottes
willen.
Das Fasten dient also der Konzentration auf das Wesentliche, nämlich dem Abhängigsein des Menschen von seinem Schöpfer. Es verdeutlicht, daß die Gegenwart und Nähe Gottes sogar wichtiger ist als die Grundbedürfnisse wie Nahrungsaufnahme, Kleidung und Körperpflege. Beten und Fasten erschließt Kraftquellen Gottes. Durch Verzicht auf Nebensächlichkeiten kommt es zu einer Bündelung der Kräfte. Fasten im Alten TestamentIm AT wird sehr oft von dem Fasten einzelner und des ganzen Volkes Israel gesprochen. Die innere Haltung des Fastens, nämlich der Konzentration auf das Wesentliche, wurde oft durch äußere Zeichen sichtbar gemacht, indem zusätzlich zum Verzicht auf Nahrung Sackkleider getragen wurden (= Verzicht auf angemessene Kleidung), man die täglichen Waschungen unterließ und Asche oder Erde auf das Haupt gestreut wurde (= Verzicht auf Körperpflege) (1Kön 21,27; Neh 9,1) Im AT wird das Fasten bezeugt – als Ausdruck der Trauer: 1. Sam 31,13; 2. Sam 1,12; 3,35 – als Ausdruck der Buße und Umkehr: 3 Mose 23,27.29; 4 Mose 29,7; 1 Kön 21,27; Jona 3,5ff.; Dan 9,3; 10,3 – zum Zweck einer ungestörten und intensiven Gemeinschaft mit Gott: 2 Mose 34,28; 1 Kön 19,8 Fasten im Neuen TestamentJesus selbst hat das Fasten als Ausdruck der Frömmigkeit keineswegs abgelehnt, sondern selbst geübt (Mt 4,1f.). allerdings widersetzte sich Er sich einer veräußerlichten und prestigebezogenen Fastenpraxis (Mt 6,16ff.). Fasten ist keine Show! Jesus selbst empfiehlt das Fasten als Mittel, böse Geister auszutreiben (Mk 9,29), und stellt dem gottgefälligen Fasten den Lohn des Himmels in Aussicht (Mt 6,18). Er verwirft nur das heuchlerische Fasten (Mt 6,16) und das Fasten zur Unzeit (Mt 9,15). Die Frage, ob es Nachfolge Jesu ohne ein Fasten geben kann, sollte ausgehend von Mk 2,19-20 bedacht werden: Jesus sagt voraus, daß Seine Jünger eines Tages fasten würden. Nach Pfingsten wird auch von den Aposteln berichtet, daß sie gefastet haben. So fastete Paulus nach seiner Bekehrung zum Zeichen der Reue und Umkehr: Apg 9,9 und auch später: 2 Kor 6,4-8 und 2 Kor 11,27 Die Gemeinde in Antiochien fastete vor und bei der Aussendung von Paulus und Barnabas in den Missionsdienst: Apg 13,2ff. und vor der Einsetzung von Gemeindeleitungen Apg 14,23 Fazit: Es kann nachgewiesen werden, daß erstens Jesus seine Jünger zum Fasten angehalten und zweitens sowohl die Apostel, als auch die Gemeinden des NT das Fasten praktizierten. Dabei ist aus dem Hintergrund des AT zuallererst an den Verzicht auf Nahrung und Getränke zu denken, nicht an einen Sonntagnachmittag ohne Auto, oder nur 10 Stunden pro Woche vor dem Fernseher zu sitzen.
Fastenpraxis in der abendländischen ChristenheitEin früher Brauch in der Christenheit war das Fasten an jedem Mittwoch und Freitag. Der Mittwoch galt als Tag, an dem Jesus verraten wurde. Freitag war der Tag der Kreuzigung Jesu. Später galt für die erwachsenen Taufbewerber eine vierzigtägige Fastenzeit als Vorbereitungszeit für ihre Taufe in der Osternacht. Die beiden Festkreise des Kirchenjahres (Weihnachtsfestkreis und Osterfestkreis) haben als Zeit der Vorbereitung auf die hohen Feste jeweils eine Fastenzeit: die Adventszeit und die Fastenzeit ab Aschermittwoch. Im Lauf der Kirchengeschichte hat sich die Fastenpraxis immer wieder verändert. Das Mittelalter hatte zum Teil außerordentlich strenge Fastenregeln: Verboten waren alle Fleisch- und Milchprodukte, die sogenannten Laktizinien (Milch, Käse, Butter) und Eier, die als "flüssiges Fleisch" galten. 1491 wurden die Fastengesetze erstmals etwas gelockert und Papst Julius III. (1550 - 1555) erteilte allen Christen Dispens für Butter bzw. Öl und Eier, Käse und Milch. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts galten in der Römisch-Katholischen Kirche folgende Regeln:
Was heißt Fasten?
Was heißt Abstinenz?
Wann wurde gefastet?
Wer war zum Fasten verpflichtet?
Wer war zur Abstinenz verpflichtet?
Was
ist heute von diesen Vorschriften in der Römisch-Katholischen Kirche übrig geblieben?
Hinweise und RatschlägeDas eigentliche (= "alte") Fasten bleibt nach wie vor an allen Werktagen der Fastenzeit angeraten: Also kein Fleisch und nur eine Sättigungsmahlzeit. Freilich: Wen der Teufel nicht zum Bösen verführen kann, den verleitet er zu einem Übermaß an Gutem! Man scheitert dann schnell und ist völlig deprimiert. Wer also nicht so einschneidend fasten kann oder beim ersten Versuch sich nicht überfordern will, sollte sich wenigstens bewußt einschränken im Essen, Trinken, im Gebrauch des Fernsehens, auf Partys und ähnliche Vergnügungen verzichten. In solchem Verzicht gewinnen wir neue Freiheit für Gott, für den Menschen neben uns und Freiheit von den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Fasten und Enthaltsamkeit kann den Nachteil haben, daß es übellaunig macht, Denken und Fühlen zu stark bestimmt und zum Prahlen verführt. Deshalb sollte die damit verbundene Absicht immer wieder vom Glauben her überprüft werden. Sonntage als „kleine Osterfeste“ sind keine
Fastentage! An allen Tagen der Fastenzeit gilt es Buße zu tun im Sinne der Bergpredigt: durch Gebet, Verzicht und Werke der Nächstenliebe. Gottesdienst, Bibelstudium und Gebet: Wir entsprechen dem Geist Jesu, wenn wir in der Fastenzeit neu auf Gottes Zuwendung zu uns antworten und uns besonders darum bemühen, persönlich zu beten und das Familien- oder Gemeinschaftsgebet zu erneuern, zum Beispiel das Morgen- und Abendgebet halten. Die Fastenzeit sollte auch gefüllt sein mit einem vermehrten Lesen der Heiligen Schrift und vor allem mit einem öfteren Gang in die Kirchen zu den Gottesdiensten und Andachten der Fasten- und Passionszeit. Wer auf meint, Fasten beinhalte auch den Verzicht auf den Gottesdienst, fastet falsch. Almosen und Werke der Nächstenliebe: Seit alters haben die Christen es als einen besonderen Sinn des Fastens angesehen, mit den Armen zu teilen. Für uns gilt heute: Mehr noch als sonst im Jahr sollen wir Christen in der Fastenzeit uns sorgen um Menschen in leiblicher und seelischer Not, um Alte, Kranke und Behinderte, um mutlose, ratlose und verzweifelte Menschen, in denen uns Christus begegnet. Es ist Sinn des Fastens, daß einem auch der Nächste wichtig wird. Durch Fasten gespartes Geld und eingesparte Zeit sollen dem Nächsten zugute kommen. Fasten ist Ausdruck dessen, daß man nicht um sich selbst kreist. Und indem man es übt, wird man noch freier für Gott und seinen Nächsten. Wer es tut, kann auf die Frage nach dem Fasten antworten: „Fasten? Ich bin so frei!“ +++ Das Fasten ist die Speise der
Seele.
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